Symbolbild: Kühe auf einer Alm.

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Von der Kuh weiß auch der Städter, dass sie Milch gibt. Was der Städter weniger bedenkt: Diese Milch ist urspünglich nicht dazu gedacht, um als Trinkmilch, Butter, Joghurt oder Käse im Supermartkregal zu landen. Sie ist von der Natur vielmehr als Nahrung für die Kälber vorgesehen.

Und weil Natürlichkeit gerade von jenen gefordert wird, die von Landwirtschaft besonders wenig verstehen, ist in den vergangenen Jahren die so genannte Mutterkuhhaltung immer populärer geworden. Sie entspricht der perfekten agrarischen Idylle: Kühe und ihre Kälber auf der Weide, bevorzugt auf touristisch wohlerschlossenen Almen mit Bergpanorama. Weder Almen noch (einsehbares) Bergpanorama gäbe es, wenn nicht Bauern schon vor Jahrhunderten ihre Rinder auf hochgelegene Weideflächen getrieben hätten und gleichzeitig die Waldgrenze massiv in tiefere Lagen verschoben hätten: Von Natur aus wären Österreichs Berge bis weit hinauf bewaldet und damit touristisch viel weniger attraktiv – denn der Tourist schätzt den freien Blick. Und der Kuh ist das recht, solange der Tourist sie in Ruhe lässt.

Selten kommt es zu Zwischenfällen

Bei jenen Milchkühen, die im Frühjahr gealpt werden, um dann die Milch für den Bergkäse zu liefern, ist das in der Regel kein Problem. Und auch die Mutterkühe, deren Milch den Kälbern verbleibt, machen in ihrer natürlichen Umgebung kaum Probleme – aber sie verteidigen instinktiv ihre Kälber, wenn sie sich etwa durch Touristen oder deren Hunde gestört fühlen. Ganz selten kommt es dabei zu Zwischenfällen wie jenem tödlich verlaufenen, der in der Vorwoche Schlagzeilen gemacht hat.

Man muss das in Relation sehen: 1,91 Millionen Rinder gibt es in Österreich, davon sind (laut Statistik vom September 2018) 865.021 weiblich und erwachsen – also Kühe. Rund vier von fünf dieser Rinder sind Fleckvieh, eine Rasse, die sowohl für die Milchwirtschaft als auch für die Fleischproduktion (unter anderem das Fleisch jener Milchkälber, die mit ihrer Mutterkuh auf der Alm aufwachsen). Mutterkühe gibt es knapp 200.000, ihnen stehen 530.000 Milchkühe, 116.000 mehr als zwei Jahre alte Kalbinnen (Kühe ohne Nachwuchs) und 18.913 männliche Rinder (Stiere und Ochsen) gegenüber. Die Zahl der Mutterkühe ist in den vergangenen zehn Jahren allerdings gesunken, damals gab es noch deutlich über eine Viertelmillion. (Conrad Seidl, 24.2.2019)