Der Haschahof in Wien-Favoriten: In das ehemalige Gehöft sollen laut Stadt Start-ups, Eventveranstalter und Bauträger einziehen.

Foto: Heribert Corn

Anfang 2016 konnte der Abriss des Haschahofs im Süden Wiens verhindert werden. Seither ist es um den großen Vierkanthof ruhig geworden. Nur Rettungshundestaffeln nutzten das Areal, um zu trainieren. Jetzt läuft die Ausschreibung für eine zehnjährige Zwischennutzung. Der Wohnfonds Wien ist Besitzer des Areals und hat einen straffen Zeitplan vorgegeben. Seit 31. Jänner können Bewerbungen eingereicht werden, am Mittwoch endet die Frist.

Die Interessenvertretung der freien Kulturarbeit in Wien (IG Kultur) kritisiert das kurze Bewerbungsfenster. Ein Monat sei vor allem für kleine Initiativen zu wenig, heißt es in einer Aussendung. Bemängelt wird außerdem, dass geförderte Projekte keinen Platz finden, da die Nutzer laut Ausschreibung "wirtschaftlich eigenständig" sein müssen. Kleine kulturelle Interessenten würden so benachteiligt. Die angegebenen Pachtpreise seien zu hoch und nur für "große, finanzstarke Träger" interessant. Auch die zuständige Jury wird kritisiert: Kultur und Landwirtschaft seien zu wenig repräsentiert, so die IG Kultur.

Alisa Beck, Obfrau der IG Kultur, kritisiert den "Planungsprozess nach Schema F": "Es liegt in der Verantwortung der Stadt, Teilnahme an zukünftigen Nutzungskonzepten auch jenen zu ermöglichen, die nicht nur wirtschaftliche Interessen verfolgen." Deshalb fordert sie eine Neuausschreibung mit "angemessener Fristsetzung" und wünscht sich eine stärkere ressortübergreifende Zusammenarbeit bei Querschnittsthemen.

Wohnfonds versteht Kritik nicht

Für den Eigentümer des rund 10.000 Quadratmeter großen Areals im Favoritner Stadtteil Rothneusiedl, den Wohnfonds Wien, ist die Kritik der Kulturschaffenden "nicht nachvollziehbar". Die Ausschreibung sei "bewusst thematisch breit und offen formuliert", heißt es dort.

Auch der grüne Stadtplanungssprecher Christoph Chorherr steht hinter Auswahlverfahren und Jury. Er hatte sich für den Erhalt des Hofes eingesetzt und ist jetzt froh, dass dieser nicht verkauft wird. Der Zeitplan sei zwar kurzfristig, aber nicht überraschend.

Im Juni soll feststehen, wer den Hof für zehn Jahre nutzen darf. Am einzig möglichen Besichtigungstermin Mitte Februar ließen sich mehr als 60 Personen durch den Haschahof führen. Mit dabei waren kleinere Start-ups, Großeventveranstalter und Bauträger. Ob das größte Selbsternteprojekt innerhalb Wiens vom neuen Nutzer wiederaufgenommen wird, bleibt unklar. (Laurin Lorenz, 25.2.2019)