Theodor Wetter hilft mit, wo er kann: Er transportiert mit dem Auto Möbel und Lebensmittel, unterstützt Klientinnen in handwerklichen Belangen und passt auch auf die Kinder auf.

Foto: Robert Newald

"Das Heer wäre für mich nur infrage gekommen, wäre ich zur Militärmusik gegangen. Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Geige, auch Bratsche und ein bisschen Klavier. Mein Vater war auch als Musiker beim Bundesheer. Meine drei großen Brüder wiederum haben alle Zivildienst gemacht, bei der Rettung. Das habe ich relativ schnell ausgeschlossen. Denn was, wenn ich draufgekommen wäre, dass ich kein Blut sehen kann?

Es ist wichtig, dass man etwas macht, das man mag, sonst hält man das nicht mehrere Monate lang durch. Von meinen Freunden haben sich die meisten auch für den Zivildienst entschieden, einige aber auch fürs Heer. Nur weil es zwei Möglichkeiten gibt, heißt das nicht, dass eine schlechter ist als die andere. Das Bundesheer hilft beispielsweise beim Katastrophenschutz mit. Ich habe allerdings für mich entschieden, dass es für meinen Weg hilfreicher sein wird, wenn ich den Zivildienst mache.

Durch eine Freundin habe ich erfahren, dass auch die Caritas Zivildiener aufnimmt. Im Mutter-Kind-Haus Luise war noch eine Stelle frei, und ich habe mich beworben. Kindererziehung hat mich immer schon interessiert, weil ich viele Nichten und Neffen habe, es sind also immer viele Kinder um mich herum.

Jeder Arbeitstag ist anders

Ich fange in der Früh meistens um zehn Uhr an und arbeite bis circa 18 Uhr. Meine Aufgabenbereiche sind sehr unterschiedlich. Einerseits beschäftige ich mich mit Logistischem: Wie verteilt man Spenden, und wo bringt man sie unter? Zu Weihnachten etwa wird so viel gespendet, das muss alles irgendwo gelagert werden.

Jeder Arbeitstag ist anders. Oft nehme ich Telefonanrufe entgegen und leite sie an die richtige Stelle weiter. Ich transportiere auch Möbel, Kleidung oder Lebensmittel mit dem Auto. Das ist meine Lieblingsaufgabe.

Wenn eine der Klientinnen eine Frage hat, bin ich natürlich ebenfalls zur Stelle. Ich helfe ihnen beispielsweise, einen Vorhang aufzuhängen, oder gehe mit zu Wohnungsbesichtigungen, denn die Frauen können ja nur temporär bei uns bleiben und müssen nach einer gewissen Zeit eine andere Bleibe finden. Regelmäßig passe ich auch auf Kinder auf.

Ich unterstütze meine Kollegen, wo es geht – damit sie sich den wirklich wichtigen Aufgaben widmen können. Wenn die Sozialarbeiter nur damit beschäftigt wären, Spenden zu sortieren oder Dinge von irgendwo abzuholen, würde ihnen Zeit für die eigentliche Arbeit verlorengehen. Zu sehen, dass kleine Dinge viel bewirken, ist cool.

Diverse Ferialjobs

Im Herbst, nach meinem Zivildienst, will ich Jus studieren. Dafür habe ich mich immer schon interessiert, bin früher oft nach der Schule zu Gericht gegangen und habe mir Verhandlungen angeschaut. Davor war es mir aber wichtig zu sehen, wie es in anderen Bereichen abläuft. Deswegen habe ich auch seit meinem 15. Lebensjahr immer in den Ferien gearbeitet: Ich war im Bauhaus Regale einschlichten, habe als Kellner gearbeitet und als Gärtner in einer Pension, einmal auch im Human-Resource-Management einer internationalen Firma.

Seit fast fünf Monaten bin ich nun im Mutter-Kind-Haus, und es gefällt mir sehr. Ich bekomme ganz unterschiedliche Geschichten zu hören, habe mit ganz unterschiedlichen Schicksalen zu tun. Ich denke: Wenn wir eine Gesellschaft wären, in der die Leute mehr davon mitbekommen würden, wie es anderen geht, würden wir viel friedlicher zusammenleben. Dann kämen wir vielleicht weg von der Kultur des ständigen Abstempelns." (Protokoll: Lisa Breit, 26.2.2019)