Salzburg – Die Salzburger Gemeinderatswahl am 10. März in Salzburg bietet die Gelegenheit, einen Negativrekord zu durchbrechen. Im ganzen Bundesland werden derzeit nur fünf der insgesamt 119 Gemeinden von einer Frau geführt. Damit ist Salzburg österreichweites Schlusslicht – mit Ausnahme von Wien. Die Salzburger Bürgermeisterinnen lassen sich an einer Hand abzählen: In Anif, Seekirchen und Lamprechtshausen im Flachgau sowie in Lend und Stuhlfelden im Pinzgau regieren derzeit Frauen.

Nur wenige Frauen sitzen in Salzburg in der Gemeindepolitik zwischen den Männern. Ein Drittel der Gemeinderatskandidaten sind Frauen, 34 wollen Bürgermeisterinnen werden.
Foto: APA/Barbara Gindl

Vorreiterin unter den Salzburger Bürgermeisterinnen ist Sonja Ottenbacher (ÖVP), die 2004 in Stuhlfelden als erste Frau im Bundesland Gemeindeoberhaupt wurde – 56 Jahre nachdem Zenzi Hölzl in Gloggnitz in Niederösterreich die erste Bürgermeisterin in Österreich wurde. Warum so wenige Frauen in die Kommunalpolitik gehen? "Es ist kein familienfreundlicher Beruf mit den vielen zusätzlichen Terminen auch abends und am Wochenende", sagt Ottenbacher. "Und es liegt auch an den Frauen. Viele wollen zwar fleißig mitarbeiten, aber im Hintergrund."

"Männer anfangs genauso überfordert"

Wichtig sei eine Bewusstseinsbildung, meint die Ortschefin. Viele Frauen würden denken, sich bei Bau, Budget, Finanzen oder Kanal zu wenig auszukennen. "Aber da sind die Männer anfangs genauso überfordert. Dafür gibt es Fachleute, Berater und Experten, die weiterhelfen", sagt die Stuhlfeldener Bürgermeisterin. Was anders sei als bei den männlichen Kollegen? Viele Leute aus dem Dorf würden auch mit persönlichen Problemen und Anliegen zu ihr kommen, sagt Ottenbacher. Vier bis fünf Beratungen pro Woche würden über das Gemeindegeschehen hinausgehen. Beim Frauenanteil in der Politik habe sich zumindest etwas getan. Als sie anfing, habe es österreichweit 78 Bürgermeisterinnen gegeben. Heute seien es bereits doppelt so viele.

Bundesweit sind 158 der 2.100 Bürgermeisterämter mit Frauen besetzt – das sind 7,6 Prozent. In Salzburg liegt der Frauenanteil bei nur 4,2 Prozent. Immerhin ist der Anteil der Bürgermeisterkandidatinnen für die anstehenden Wahlen mit 12,7 Prozent höher als bei den Wahlen 2014. Von den insgesamt 268 Bürgermeisterkandidaten sind 34 Frauen – um neun mehr als bei den letzten Wahlen. Für einen Sitz in der Gemeindevertretung bewerben sich zu 28,9 Prozent Frauen.

Darfst du das von deinem Mann aus?

In zwei weiteren Gemeinden ist es bereits fix, dass weiterhin eine Frau regieren wird. In Lamprechtshausen treten drei Frauen zur Wahl an. In Lend hat SPÖ-Bürgermeisterin Michaela Höfelsauer keinen Gegenkandidaten. Zu ihrem Amtsantritt wurde sie noch von Frauen gefragt, ob sie das von ihrem Ehemann aus dürfe, Bürgermeisterin sein. Schnell komme auch der Rabenmuttervorwurf – "das schreckt Frauen ab", sagt Höfelsauer zum STANDARD. Sie selbst fühle sich als weibliche Bürgermeisterin zwar nicht benachteiligt, ist aber überzeugt, dass sie es als Mann oft einfacher gehabt hätte. Manchmal werde sie anders behandelt als ihre männlichen Amtskollegen: "Ich werde manchmal gefragt: 'Kannst mir einen Kaffee bringen?' Das würde man einen Bürgermeister nie fragen."

Die Zurückhaltung vieler Frauen, in die Politik zu gehen, kennt die Ortschefin: "Wenn ich Frauen frage, ob sie auf meiner Liste antreten wollen, erhalte ich oft die Antwort, dass ich besser ihren Mann fragen soll. Den will ich aber in vielen Fällen gar nicht, weil der ist manchmal ein Nudlaug." Frauen seien in der Politik oft feinfühliger und lösungsorientiert, können gut zuhören, organisieren und rücken das Miteinander ins Zentrum, sagt Höfelsauer.

Gute Chancen auf ein Bürgermeisteramt haben auch FPÖ-Landesparteichefin Marlene Svazek in ihrer Heimatgemeinde Großgmain und Waltraud Brandstetter, die in Nußdorf als Nachfolgerin des ÖVP-Ortschefs antritt. Außenseiterchancen hat die grüne Spitzenkandidatin für die Stadt Salzburg, Martina Berthold. In Seekirchen tritt die Stadtchefin Monika Schwaiger (ÖVP) nach zehn Jahren nicht mehr an. Eine Frau wird ihr nicht nachfolgen – es gibt nur männliche Kandidaten. (Stefanie Ruep, 25.2.2019)