EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat dem Vernehmen nach den Verkauf des Nidec-Werkes in Fürstenfeld gefordert.

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Brüssel – Über die Zukunft des Kompressorenherstellers Nidec in der Steiermark will die EU-Kommission bis 15. April entscheiden. Seit November läuft eine vertiefte Prüfung der EU-Wettbewerbshüter für die geplante Übernahme von Embraco, der Kühlkompressorensparte des US-Konzerns Whirlpool, durch den japanischen Mutterkonzern Nidec. Die EU-Kommission befürchtet, dass eine Fusion beider Unternehmen wegen des fehlenden Wettbewerbs in der Branche zu höheren Preisen und einer geringeren Auswahl bei Kompressoren führen wird.

Die bisher von Nidec vorgelegten Angebote zur Zerstreuung wettbewerbsrechtlicher Bedenken haben der EU-Kommission nicht gereicht. Die zuständige EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat dem Vernehmen nach einen Verkauf des Nidec-Werkes in Fürstenfeld gefordert, damit nicht zu große Marktmacht entsteht. Nidec baut seine Kompressoren in Österreich, der Slowakei und in China. Das zu Whirlpool gehörende brasilianische Unternehmen Embraco produziert in der Slowakei, Brasilien, Mexiko und China.

Anfrage an Kommissarin Vestager

Am Montag hat sich der ÖVP-Delegationsleiter im Europaparlament, Othmar Karas, mit einer parlamentarischen Anfrage an Vestager zu Wort gemeldet. "Ein Verkauf des Nidec-Werks in Fürstenfeld würde hunderte Arbeitsplätze und den geplanten Ausbau des Standortes gefährden. Davor darf die EU-Kommission nicht die Augen verschließen", betonte Karas. "Ich will, dass die Auswirkungen der anstehenden Entscheidung auf Wachstum, Beschäftigung und Investitionen in der Region besser berücksichtigt werden", verlangte der Europaabgeordnete. Vestager müsse innerhalb von sechs Wochen antworten.

Karas will von der EU-Kommission aber auch generell wissen, wie die EU-Behörde die Wettbewerbsfähigkeit Europas bei der Auslegung des Wettbewerbsrechts berücksichtigt und wie sie das Entstehen neuer europäischer Weltmarktführer unterstützen will.

Wichtiger Arbeitgeber in strukturschwacher Region

Der italienische Haushaltshersteller Zanussi hatte das Fürstenfelder Werk 1982 unter dem Namen Verdichter Oe gegründet. Im Jahr 2000 ging der Bereich Kühlkompressoren in die ACC Austria GmbH über. Diese war aber 2012, ausgelöst durch den Mutterkonzern, insolvent. 2013 übernahm die deutsche Secop daher das Werk von der ACC mit rund 660 Mitarbeitern. 2017 kaufte der japanische Elektromotorenkonzern Nidec die Secop mitsamt dem Standort Fürstenfeld. Seither heißt die Firma Nidec Global Appliance Austria. Das Werk in Fürstenfeld gilt als ein wichtiger Arbeitgeber in der eher strukturschwachen Region. Ein beträchtlicher Teil der Belegschaft pendelt aus dem Burgenland ein. Jobs wurden seit 2013 zwar gestrichen, doch durch hochautomatisierte Produktionslinien sowie ein Kompetenzzentrum hat sich Fürstenfeld langfristig als Hochtechnologiestandort etabliert.

Ausbaupläne

Die Geschäfte liefen dem Vernehmen nach zuletzt gut. Sogar von Ausbauplänen mit der Aussicht auf zusätzliche 600 Mitarbeiter war die Rede. Nidec Fürstenfeld allein kommt mit zuletzt zwei Millionen Stück im Jahr 2018 auf einen Weltmarktanteil von unter 1,5 Prozent. Laut Wirtschaftscompass betrug der Umsatz der Nidec Global Appliance Austria 2017 knapp 58 Millionen Euro, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) war mit 3,92 Millionen Euro negativ. (APA, 25.2.2019)