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Shimon Y. entzieht sich auch weiterhin den Behörden.

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Es ist die Geschichte eines modernen Kriminellen. Er floh vor der israelischen Justiz nach Europe. Dort suchte er Frauen über die Dating-App Tinder. Über Monate spielte er ihnen eine Beziehung vor, um sie letztlich um viel Geld zu bringen.

Millionen Euro soll er sich von ihnen im Laufe der Zeit erschlichen haben. Mittlerweile wird er in mehreren Ländern gesucht. Den Fall ausführlich aufgearbeitet hat das Portal VG.no in einer sechsmonatigen Recherche.

Die Kronzeugin

Auf die Spur des "Tinder-Schwindlers" kam man über den Fall von Cecilie Schrøder. Sie lernte den Mann, der sich als Simon Leviev ausgab, über das Verkupplungsportal kennen. Bei einem Treffen im Jänner 2018 sind sein Leibwächter, sein Sekretär und ein angeblicher Geschäftspartner dabei. Auf sie wirkt das Beisein anderer Leute glaubwürdig.

Schon nach diesem ersten Date flirten die beiden täglich. Eine Woche später treffen sie sich in London wieder. Zu ihrem 30. Geburtstag schafft er es, so sagt er, aus geschäftlichen Gründen nicht nach Großbritannien, schickt aber Schokolade und einen riesigen Strauß Rosen. Im Laufe der Zeit behauptet Leviev, dass seine Firma in einem sehr harten Konkurrenzkampf sei und es sogar Todesdrohungen gegen ihn gäbe. Es gibt jedoch ein scheinbar spontanes Treffen, als sie auf Dienstreise in Oslo ist und er per Chartermaschine extra einfliegt.

Kurz darauf bittet er Schrøder um Kreditkartendaten. Es gehe darum, dass er aus Sicherheitsgründen Zahlungen tätigen könne, die nicht auf seinen Namen laufen. Freilich würde er ihr das Geld zurückzahlen.

Eine Illusion bricht zusammen

Es folgen weitere Treffen, die Anmietung einer gemeinsamen Wohnung in London steht in Aussicht. Während er vorgibt, dienstlich um die Welt zu reisen, geht sie auf Immobilienbesichtigungen. Da erreicht sie plötzlich ein Foto eines blutverschmierten Kopfes, das seinen Bodyguard nach einem Angriff zeigen soll und ein Video aus einer dänischen Ambulanz. Er fragt nach mehr Geld, sie lädt die Kreditkarte immer wieder neu auf.

13 Wochen nach dem ersten Treffen bekommt sie das Gefühl, zwar immer nach Geld gefragt zu werden, von Leviev aber nichts mehr zu sehen. Erst als er zu einem vereinbarten Treffen in Oslo nicht auftaucht, realisiert sie, betrogen worden zu sein und wendet sich an die Behörden. Er hinterlässt eine Drohung als Sprachnachricht.

Neues Opfer gefunden

Im Laufe der Recherche finden die Journalisten weitere Opfer. Vor Schrøder hatte der Mann auch schon andere Frauen betrogen. Es gelingt auch, sein aktuelles Opfer ausfindig zu machen, Pernilla Sjoholm aus Schweden. Es stellt sich heraus, dass ein Teil des Geldes von Schrøder dazu genutzt wurden, Flüge für sie zu buchen, um erneut seine Geschichte des erfolgreichen Geschäftsmannes zu inszenieren.

Acht Monate dauerte es nach der Kontaktaufnahme über Tinder, ehe er auch Sjoholm um Geld bat. Als sie ihn telefonisch konfrontiert, folgen auch hier Drohungen.

Wegen Betrugs gesucht

Auch der Hintergrund des mutmaßlichen Betrügers wird klarer. Simon Leviev stammt eigentlich aus Israel und heißt Shimon Y. Die Behörden stellen weiterhin Vorladungen und Forderungen an seine alte Adresse zu. Seine Mutter wohnt noch dort, sie gibt an, mit ihrem Sohn seit seinem 18. Lebensjahr keinen Kontakt mehr gehabt zu haben. Auch sein Anwalt kann ihn nicht mehr erreichen.

In Israel, Schweden, England und Norwegen liegen Anzeigen wegen Betrugs und anderer Delikte gegen ihn vor, die norwegische Polizei hat die Ermittlungen aber mittlerweile eingestellt. Der "Tinder-Schwindler" ist weiter auf der Flucht. (red, 26.02.2019)