Im Stück von Sibylle Berg flüchten die Menschen vor dem Rechtsruck auf den Mars

Foto: Helmut Walter

Theaterstücke von Sibylle Berg sind sarkastisch, ironisch und vor allem eines: politisch hochaktuell. Genau deshalb hat sich die oberösterreichische Regisseurin Barbara Falter entschieden, ein Stück von Berg zu inszenieren. Am Donnerstag wird am Linzer Phönix-Theater Nach uns das All oder Das innere Team kennt keine Pause zum ersten Mal in Österreich aufgeführt.

Es ist der dritte Teil einer Serie über den aktuellen Zustand unserer Gesellschaft. Im ersten Teil standen junge Frauen, die nicht wussten, wofür es sich zu kämpfen lohnt, im Mittelpunkt. Aus diesen Frauen wurden im zweiten Teil Mütter, die noch immer von ihren Idealen getrieben waren. Jetzt, im dritten Teil, ist die Stimmung düsterer: "Der Versuch der Demokratie ist gescheitert", heißt es gleich zu Beginn des Stücks. Deutschland ist eine Diktatur, die Hetze nimmt zu. Die einzige Lösung für die intellektuelle Mittelschicht: Auf dem Mars soll eine neue und freiere Gesellschaft entstehen. Bevor das Raumschiff ablegt, müssen die Flüchtenden nur noch den perfekten Partner für ihr neues Leben im All finden. Schließlich wird die Auswahl dort oben überschaubar sein.

Geteilte Bedürfnisse

In der Uraufführung am Berliner Gorki-Theater standen jeweils vier Männer und vier Frauen auf der Bühne. Sie haben chorisch das jeweils andere Geschlecht besungen. Falter konzentriert sich in ihrer Inszenierung auf ein einziges Paar und will den im Originaltext zugespitzten Unterschied zwischen Mann und Frau aufweichen: "Am Ende sind wir alle einsam", sagt die Regisseurin und meint damit jene Bedürfnisse, die alle Menschen verspüren. Die privaten Sehnsüchte werden auf der Bühne mit Postings von Rechtsradikalen konterkariert. Dadurch zeigt sich das Private mit der Gesellschaftskrise unweigerlich verbunden. (Laurin Lorenz, 27.2.2019)