Daniela Iraschko-Stolz jubelte über Bronze.

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Vom Krankenbett zu WM-Bronze: Daniela Iraschko-Stolz hat wenige Wochen nach einer Lungenentzündung die Bronzemedaille im Skisprung-Einzelbewerb der Damen erobert und damit 24 Stunden nach Teamsilber die Heim-WM für sich gekrönt. Die norwegische Olympiasiegerin Maren Lundby holte 0,5 Punkte vor der Deutschen Katharina Althaus den Titel.

Erst vergangene Woche war die Wahltirolerin Iraschko-Stolz auf die Schanze zurückgekehrt und hatte nach der Ankunft in Seefeld am Montag noch gehadert. Ihr fehle der Punch in den Beinen, hatte die 35-Jährige gemeint. Doch als Wettkampftyp bot die Weltmeisterin von 2011 und Olympiazweite von 2014 in der Heimat die besten Leistungen.

Iraschko-Stolz: "Die Vorzeichen waren nicht gut"

Iraschko-Stolz jubelte über Silber bei der Teampremiere und flog am Mittwoch vom achten Halbzeitrang zum fünften WM-Edelmetall ihrer Karriere (1-2-2) und dem fünften des ÖSV-Aufgebots in Seefeld. Nach dem ersten Durchgang war sie mit dem Sprung auf 101 m unzufrieden gewesen, lag 8,1 Punkte hinter dem Bronzerang. "Im zweiten Durchgang war es leichter. Entweder ich springe weit, oder ich lande bei 60 Meter", habe sie sich gesagt. "Aber heute war das ganze Glück auf meiner Seite." Mit 105,5 m flog sie ins Glück.

Die gebürtige Eisenerzerin war in ihrer langen Karriere an der immer steigenden Bedeutung des Damen-Skispringens mitbeteiligt. Die "Grande Dame" setzte sich immer wieder für die Ausweitung des Programms und die Aufnahme als Olympia-Disziplin ein. Iraschko-Stolz verpasste zwar beim ersten WM-Bewerb als Vierte Edelmetall, holte aber in Oslo 2011 den Titel. Weitere Medaillen folgten, obwohl sie von mehreren Knieoperationen – auch nach einem Kreuzbandriss – zurückgeworfen worden war.

"Diese Medaille hat einen sehr hohen Stellenwert. Die Vorzeichen waren nicht gut, aber ich hatte nichts zu verlieren", erklärte die Ex-Weltmeisterin. "Ich habe es sausen lassen, das ist es, was meinen Sprung ausmacht."

Pinkelnig "versemmelt Landung"

Nach dem ersten Durchgang war ihre Teamkollegin Eva Pinkelnig mit 102 m Vierte gewesen, 5,6 Punkte hinter dem Bronzerang. Die Spätstarterin aus Vorarlberg fiel trotz eines 103-m-Sprungs auf den fünften Rang zurück. 5,8 Punkte trennten sie von Iraschko-Stolz. "Ich habe die Landung etwas versemmelt, die paar Punkte hätten mir gutgetan", erklärte die 30-Jährige. "Aber es ist okay, das spiegelt meine Saison wider." Da war sie viermal Vierte gewesen.

Pinkelnig war im Auslauf Iraschko-Stolz um den Hals gefallen, als deren Bronze feststand. "Dani hat sich das megaverdient. Sie hat so viel für uns getan", erklärte die Dornbirnerin. Sie wird mit Iraschko-Stolz damit das Damenduo für den Mixed-Bewerb am Samstag bilden und hat da auch eine Medaillenchance.

"Daniela muss man immer alles zutrauen", sagte Cheftrainer Harald Rodlauer. "Wenn sie sich so reinarbeitet, dann kann viel herauskommen." Der Coach, der vor dieser Saison nach vierjährigen Engagement bei den ÖSV-Herren zurückgekommen war, fühlte sich an Sotschi erinnert. "Da hat sie das im zweiten Durchgang ähnlich gemacht."

Jacqueline Seifriedsberger (95/94,5) musste sich mit dem 16. Rang begnügen, Chiara Hölzl blieb als 26. (93/95) weit unter ihren Erwartungen.

Lundby erreicht "wichtigstes Saisonziel"

Lundby hatte nach 106,5 und 104,5 m knapp das bessere Ende für sich, Althaus kam auf 108 und 107 m. Das Mehr an Windpunkten für schlechtere Bedingungen (Rückenwind) gab den Ausschlag. "Es ist großartig. Die WM war mein wichtigstes Ziel der Saison, ich habe jeden Tag darauf hingearbeitet", sagte die 24-Jährige. "Den größten Druck habe ich mir selbst gemacht. Ich wollte Gold." (APA, 27.2.2019)

Reaktionen (via ORF):

Maren Lundby (NOR, Gold): "Das bedeutet mir sehr viel, denn es war das große Saisonziel. Alles ging nur um diesen Tag, es fühlt sich großartig an. Ich habe mir selbst großen Druck auferlegt, denn ich wollte diese Goldmedaille gewinnen."

Katharina Althaus (GER, Silber): "Es war richtig cool, wieder hier zu springen. Die Atmosphäre war großartig. Ich freue mich richtig, dass ich auch eine Einzelmedaille habe, wenn auch knapp. Ich habe am ganzen Körper gezittert beim Warten. Ich habe schon gehofft, dass es diesmal reicht, aber ich freue mich trotzdem über Silber."

Daniela Iraschko-Stolz (AUT, Bronze): "Ich glaube, oft fehlt mir das Gefühl, das gewisse Extra. Wenn man einen so braven Sprung macht, ist das frustrierend. Der zweite war natürlich leicht. Entweder ich springe weit oder lande bei 60 Metern. Heute habe ich das ganze Glück auf meiner Seite gehabt. Der Sprung war so lässig, mir wär's egal gewesen, was ich geworden wäre. Der Stellenwert (dieser Medaille, Anm.) ist sehr hoch, denn die Vorzeichen waren nicht sehr gut. Ich war so antriebslos und energielos. Jetzt habe ich eh nix mehr zu verlieren gehabt. Es ist einfach unglaublich."

Eva Pinkelnig (AUT, 5.): "Die Sprünge waren lässig, die Stimmung genial. Die Dani hat sich's verdient. Ich bin auch happy mit dem Fünften, das spiegelt die gute Saison wider. Leider habe ich die Landung ein bisschen versemmelt, deshalb war mein Jubel nicht ganz so groß. Die paar Punkte hätten schon noch gut getan. Ich denke, im Mixed werden die zwei Besten springen und ich denke, ich habe eine gute Chance."

Jacqueline Seifriedsberger (AUT, 16.): "Ich muss das positiv sehen. Es war ganz okay, aber keine Übersprünge. Mehr habe ich momentan nicht drauf. Es ist ein Resultat, wo ich mich gerade immer eingereiht habe."

Harald Rodlauer (ÖSV-Cheftrainer): "Der Dani muss man immer alles zutrauen. Die ganze Vorbereitung war schwierig. Ich kenne sie lange. Wenn sie sich in so einen Strudel reinarbeitet, kann viel rauskommen, Es erinnert mich ein bisschen an den zweiten Sprung in Sotschi, das war gleich. Sie war ein Wahnsinn. Ich bin auch stolz auf Eva, ein gewaltiger Wettkampf. Beide haben ihre Bestleistung gezeigt."

Skisprung-Einzelbewerb der Damen, Normalschanze, Mittwoch

1. Maren Lundby (NOR) 259,6 Punkte (106,5/104,5 Meter)
2. Katharina Althaus (GER) 259,1 (108,0/107,0)
3. Daniela Iraschko-Stolz (AUT) 247,6 (101,0/105,5)
4. Juliane Seyfarth (GER) 244,4 (104,0/101,5)
5. Eva Pinkelnig (AUT) 241,8 (102,0/103,0)
6. Sara Takanashi (JPN) 236,7 (101,5/102,0)
7. Nika Kriznar (SLO) 236,1 (101,5/102,5)
8. Ursa Bogataj (SLO) 231,7 (102,0/99,0)
9. Anna Odine Ström (NOR) 230,6 (102,0/99,5)
10. Carina Vogt (GER) 224,3 (100,5/98,5)

Weiters:
16. Jacqueline Seifriedsberger (AUT) 212,3 (95,0/94,5)
26. Chiara Hölzl (AUT) 201,6 (93,0/95,0)