"Der Goldene Handschuh" erzählt vom Frauenmörder Fritz Honka (Jonas Dassler) – Margarethe Tiesel spielt eines seiner Opfer.

Foto: Warner / Bombero / Boris Laewen

Die Vorhänge bleiben immer geschlossen im Goldenen Handschuh. Kein Tageslicht darf die Stammgäste der Kneipe in St. Pauli dabei stören, wenn sie sich um den letzten Rest ihres Verstands saufen. Ein richtiges Drecksloch der miefigen BRD in den 1970er-Jahren.

Fatih Akin hat Heinz Strunks Roman Der goldene Handschuh mit Liebe für den Schund einer untergegangenen Ära verfilmt. Würde der Film, der bei seiner Berlinale-Premiere stark polarisierte, nur an diesem Ort spielen, hätte so etwas wie das deutsche Pendant von Barfly herauskommen können. Doch es geht um einen Abgrund anderer Art: um den Frauenmörder Fritz Honka, für den die Bar das Jagdrevier war. Hier hat er vereinsamte Trinkerinnen aufgegabelt und später ermordet.

Warner Bros. DE

Akin entwirft in Der Goldene Handschuh ein Spektakel der Hässlichkeit, in dem das Gemeinste und Dümmste des Menschen aus allen Poren dringt. Honka (Jonas Dassler) ist eine Art "Glöckner der Reeperbahn", seine Maske betont das Groteske des Films. Margarethe Tiesel beeindruckt als eine seiner bemitleidenswerten Gefährtinnen. Die Gewalt des Films liegt in der sturen Betonung des Stumpfsinns. Akin hält drauf, wenn die niederen Instinkte die Demütigung des Daseins bekämpfen. (Dominik Kamalzadeh, 28.2.2019)