Bernhard Gruber holte die Kohlen aus dem Feuer.

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Franz-Josef Rehrl schaffte sich eine gute Ausgangsposition im Springen, musste sich aber am Ende mit Blech begnügen.

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Die Erfüllung eines Traums.

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Seefeld – Es gibt Rekordler, die sich auch über den Verlust einer Bestmarke freuen können. Am Donnerstag jubelte Mario Stecher, Österreichs Sportdirektor für Skisprung und Kombination, weil ihn Bernhard Gruber als ältesten Kombinationsmedaillengewinner bei einer Weltmeisterschaft ablöste – mit Silber, wie es auch Stecher 2013 in Val di Fiemme im Normalschanzenbewerb gewonnen hat.

FIS Nordic Combined

Gruber ist rund elf Monate älter, als es Stecher damals gewesen war. Gemerkt hat man es bei frühlingshaften Temperaturen nicht, als der dreifache Vater aus Schwarzach im Pongau in der Loipe seinen achten Platz nach dem 102-m-Sprung von der Seelos-Schanze in seine zwölfte Medaille bei einem Großereignis, seine achte bei einer WM, verwandelte.

Der Mannschaftsolympiasieger von 2010 hatte 22 Sekunden hinter dem norwegischen Sprungsieger Jarl Magnus Riiber die zehn Langlaufkilometer in Angriff genommen. Das Aufschließen auf seinen als Dritten weggelaufenen Teamkollegen Franz-Josef Rehrl war flott erledigt, zusammen mit dem Japaner Akito Watabe ließ man weiter zurückliegenden Konkurrenten bald klar werden, dass an diesem strahlenden Tag nichts zu holen sein werde.

Bei Atem

Rehrl, der schon von der Großschanze und im Teamsprint mit Gruber Bronze geholt hatte, musste dem Tempo nach drei der vier Runden Tribut zollen, Gruber trat zum Sprint an, überholte Watabe, nicht aber Riiber.

Wieder etwas zu Atem gekommen, ließ der Silberne seinen Emotionen freien Lauf. "Es ist einfach so schön, das gibt’s gar nicht, dass das wahr ist. Das ist es, wofür ein Sportler solange kämpft", sagte er unter Tränen. Das Rennen vor 14.800 Zusehern sei "von Anfang an "ein bisserl zäh" gewesen, da Gruber Tempo machen musste. "Der Jarl ist ein Fuchs, er macht das taktisch wirklich gut", zollte Gruber dem Sieger Respekt.

Dominierer gebrochen

Dem Saisondominator aus Oslo, der schon vor der WM den Gesamtweltcup gewonnen hatte, aber in Seefeld mit Silber im Teamsprint noch nicht zufrieden war, gelang gleichsam Historisches. Riiber holte das erste norwegische Kombinationsgold seit 2001 (Bjarte Engen Vik) und beendete die deutsche Erfolgsserie bei Großereignissen.

Die nur noch "Dominierer" genannten Deutschen, in Tirol schon von der Großschanze (Eric Frenzel) und im Teamsprint (Frenzel, Fabian Rießle) siegreich, hatten schon vorher bei der WM 2017 in Lahti und bei Olympia 2018 in Pyeongchang alle Medaillenentscheidungen gewonnen – insgesamt neun en suite. Als ihr Bester kam am Donnerstag Titelverteidiger Johannes Rydzek nur auf den achten Rang.

Versprechen Teambewerb

Österreichs Kombinierer haben die schönsten Aussichten auf eine vierte Medaille in Seefeld. Für den Teambewerb sieht es so gut aus, weil neben Gruber und Rehrl im Normalschanzenbewerb auch Mario Seidl (7.) und Martin Fritz (15.) überzeugten. Für Gruber muss die WM wie ein Märchen anmuten. Er war erst am Wochenende vor deren Anheben nominiert worden und galt eher als Ersatzmann. Mit bester Laufzeit im Großschanzenbewerb zeigte der Routinier allerdings gleich so auf, dass Erfolgscoach Christoph Eugen gar nicht umhin konnte, weiter auf ihn zu setzen. (Sigi Lützow, 28.2.2019)

Ergebnisse des Einzelbewerbs der Nordischen Kombination von der Normalschanze (1 Sprung/10 km Langlauf) am Donnerstag bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld:

1. Jarl Magnus Riiber (NOR) 25:01,3 Min. (1. Springen/8. Langlauf) –
2. Bernhard Gruber (AUT) + 1,4 Sek. (8./4.)
3. Akito Watabe (JPN) 4,6 (6./6.)
4. Franz-Josef Rehrl (AUT) 29,8 (3./19.)
5. Ilkka Herola (FIN) 36,4 (24./1.)
6. Espen Björnstad (NOR) 41,4 (2./21.)
7. Mario Seidl (AUT) 44,3 (11./10.)
8. Johannes Rydzek (GER) 53,8 (17./3.)
9. Jörgen Graabak (NOR) 1:10,5 (27./5.)
10. Leevi Mutru (FIN) 1:12,6 (14./14.)

Weiter:
15. Martin Fritz (AUT) 1:21,5 (15./17.)