Hochhäuser sind im Burgenland selten. Eines steht auf dem Hauptplatz von Oberwart seit fast 50 Jahren – und gilt heute als optischer Schandfleck. Als der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) ein Grundstück an derselben Kreuzung angeboten wurde, ergriff sie die Gelegenheit, dem Stadtbild einen zweiten, attraktiveren Turm hinzuzufügen und so den Blick vom ersten wegzuführen. "H2", wie das neue Hochhaus heißt, soll außerdem mit einer guten Mischung von Geschäften, Büros und Wohnungen das Stadtzentrum beleben, das auch in Oberwart durch den Bauboom an der Peripherie gelitten hat, sagt OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar: "Wir haben vor einigen Jahren begonnen, durch Bauten im Zentrum gegenzusteuern, und das Hochhaus ist der Höhepunkt."

"H2" steht auch für die Adresse Hauptplatz 2, ein Ort für kurze Wege.
Foto: OSGWohnBLOCK

Das 36 Meter hohe Gebäude mit elf Stockwerken – die oberen sechs sind für Wohnungen reserviert – wird vom Architekturbüro BPM nach ökologischen Kriterien geplant. Solarpaneele an der Süd- und Westseite sollen Strom produzieren, unter anderem für Ladestationen für E-Autos. Zwei von ihnen werden per Car-Sharing den Bewohnern zur Verfügung stehen, ebenso einige E-Bikes.

Aber der wichtigste grüne Faktor ist die Lage, betont Kollar. "Wenn eine Familie einzieht, die vorher zwei Autos hatte und dann sieht, dass sie kurze Wege mit Carsharing oder dem Rad zurücklegen kann und dann auf ein Auto verzichtet, dann ist das ein Beitrag zum Klimaschutz", sagt er. Die gleiche Strategie verfolgt die OSG in anderen burgenländischen Gemeinden, etwa durch die Sanierung und Neubelebung leerstehender Gasthäuser in Ortskernen.

Derzeit laufen für H2 die Planungen, Baubeginn ist im September. Die Baukosten für die 2000 Quadratmeter Nutzfläche plus Tiefgarage dürften um die sechs Millionen Euro liegen, sagt Kollar. Zum Stadtleben soll auch ein offener Eingangsbereich beitragen.

Die Wohnungen sind noch frei konfigurierbar mit Flächen zwischen 50 und 200 m2. Als Rechtsform wird Miete, Mietkauf oder Eigentum angeboten – und das gefördert und freifinanziert. Für die OSG sei das Projekt ein spannendes Experiment, sagt Kollar. (Eric Frey, 10.4.2019)