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Der österreichische Journalist und Schriftsteller Robert Misik ist als engagierter linker Intellektueller bekannt. Er ist im Bruno-Kreisky-Forum tätig, über Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ) verfasste er 2017 ein politisches Porträt in Buchform. Und auch in seinem wöchentlichen Blog, den er bis Jänner auch im STANDARD online veröffentlichte, tritt er pointiert und scharfzüngig für linke Positionen ein.

Aktuell geht es den Linken jedoch nicht sehr gut. Das, meint Misik, läge an der "Herrschaft der Niedertracht". So nennt er sein neues Buch, eine schmale Streitschrift, in welcher er ein politisches und gesellschaftliches Klima beschreibt, in dem sich die "Lüge zur Wahrheit" gewandelt und "Menschenfeindlichkeit" sowie "Hetze" alltäglich geworden wären.

In Österreich macht Misik Bundeskanzler Sebastian Kurz dafür verantwortlich, dem er ein eigenes Kapitel widmet. Er beschreibt ihn als "Roboter", "Kunstfigur", als "dreisten Lügner" ohne Werte und moralische Hemmungen. Seit seiner Wahl gäbe es eine "Kapitulation der Bürgerlichkeit", Werte wie Anstand, Höflichkeit wären sowohl in Politik und Gesellschaft abhandengekommen.

Misik analysiert die Strategien und die Rhetorik dieser Politik, welche die Ängste und Unsicherheiten nicht abfange, sondern im Gegenteil bis zum Kampf verschärfe: "Wer halb unten ist", so der Befund, "der tritt nach ganz unten, der strampelt gegen den Abstieg." Damit einher ginge eine "Konservative Revolution der Bürger", die gesellschaftlichen Neuerungen mit Ablehnung begegneten. Vor der "Herrschaft der Niedertracht", gesteht der Autor ein, kam das Versagen etablierter Linksparteien, die sich sozial wie auch politisch von ihren Wählern entfernt hätten. Diese hätten sich dann von den Versprechungen der rechten Populisten einlullen lassen. "Empört euch", empfiehlt Misik im emotionalen Schlusskapitel. Das kennt man so oder in ähnlicher Weise von anderen Streitschriften. (Lisa-Marie Meier, 28.2.2019)