Einer der sechs Pavillons auf dem Wiener Semmelweis-Areal. Drei werden von der Amadeus Schule gemietet. Die verbliebenen Einrichtungen der Semmelweis-Frauenklinik in den drei weiteren Pavillons werden in wenigen Monaten in das neue Krankenhaus Nord übersiedeln.

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Wien – Von außen betrachtet läuft die Entwicklung der privaten Amadeus International School auf dem Areal der Semmelweis-Frauenklinik in Wien-Währing gut. Die Schülerzahl der Bildungseinrichtung, die 2012 gegründet wurde, steigt stetig. Aktuell besuchen 270 Kinder und Jugendliche aus 53 Ländern die internationale Schule mit Fokus auf Musik und Kunst. Bei jährlichen Schulgebühren von bis zu 44.500 Euro (inklusive Vollverpflegung) zieht die Schule vor allem Sprösslinge zahlungskräftiger Eltern an.

Im Hintergrund spielt es sich freilich ab: Denn die Amadeus-Schule ist in drei Semmelweis-Pavillons eingemietet. Bis vor wenigen Wochen waren diese Gebäude aufgrund finanzieller Proble- me des Liegenschaftseigentümers von einer Zwangsversteigerung bedroht. Der Termin Ende Jänner konnte aber kurzfristig aufgeschoben werden.

Lengersdorff-Gruppe Alleineigentümer

Eigentümer der drei Pavillons ist – mittlerweile zu 100 Prozent – die Lengersdorff-Gruppe um den Immobilienentwickler Nikolaus Peter Lengersdorff. Er hatte der F.R.F.-HPM-Beteiligungen GmbH, einer Stiftung der Familie des Ex-Kika-Leiner-Eigentümers Koch, ein Pfandrecht eingeräumt. Weil Lengersdorff den Verbindlichkeiten nicht nachkam, wurde von der Stiftung ein Antrag auf Zwangsversteigerung gestellt.

Zwar wurden laut einem Sprecher der Koch-Stiftung die Darlehensforderungen noch nicht beglichen. Man habe aber mit Lengersdorff eine Vereinbarung treffen können, die eine Aussetzung der Zwangsversteigerung möglich machte.

Soll heißen: Lengersdorff bekommt Zeit, um die nötigen Gelder und Sicherheiten aufzustellen. Die Höchstbetragshypothek beträgt laut dem Sprecher der Stiftung 33,5 Millionen Euro. Lengersdorff selbst rechnet im Gespräch mit dem STANDARD damit, dass er bis zum Sommer liefern muss.

Verkauf der Mehrheitsanteile möglich

Er hole "auf alle Fälle Partner in das Projekt" und werde Anteile an der Eigentümergesellschaft der Amadeus-Schule abgeben, sagt er. Auch ein Verkauf der Mehrheitsanteile sei möglich. "Der Partner muss aber die Zielsetzung der Schule mittragen."

Lengersdorff tritt auch vehement Vorwürfen der Immobilienspekulation entgegen, die die Oppositionsparteien FPÖ, ÖVP und Neos artikulierten: Die Schule werde weiter existieren, Luxuswohnungen werde es keine geben.

Schulzweck bis zum Jahr 2027 abgesichert

Schon die Privatisierung der drei Pavillons durch die Stadt im Jahr 2012 hatte für Aufregung gesorgt: Als Käufer traten eine Gruppe rund um den neuseeländischen Milliardär Richard Chandler sowie Lengersdorff in Erscheinung. Der Kaufpreis betrug 14,2 Millionen Euro. FPÖ-Gemeinderat Udo Guggenbichler warf der Stadtregierung vor, "Volksvermögen zu verscherbeln".

Als Verkaufsbedingung war allerdings auch festgeschrieben, dass die Pavillons mindestens bis 30. Juni 2027 "ausschließlich zu Bildungszwecken und zu kulturellen Zwecken" genutzt werden dürfen.

Ordentliche Bewegung bei den Besitzverhältnissen

Seither gab es ordentlich Bewegung bei den Besitzverhältnissen. Zunächst stieg Chandler ganz aus. Dann kam Rising Tide, eine Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz und Singapur – und stieg bald auch wieder aus. Später investierten wohlhabende Familien aus Singapur, ehe Lengersdorff erst vor kurzem zu 100 Prozent übernahm – und seine Mehrheitsanteile wieder abgeben könnte. Einen kompletten Rückzug schließt Lengersdorff aber aus.

Das habe auf die Schule als Mieterin aber keine Auswirkungen, sagt Lengersdorff. Diese laufe so gut, dass das bislang ungenutzte dritte Gebäude saniert und "zu 70 Prozent zu einem Internat" ausgebaut wird. Auch weitere Musikräume sollen im historischen Pavillon geschaffen werden. Die Eröffnung ist laut Lengersdorff für September 2020 geplant. (David Krutzler, 1.3.2019)