Peter Schröcksnadel leitet den ÖSV.

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Von Peter Schröcksnadel heißt es, er habe den österreichischen Skiverband zu dem gemacht, was der Skiverband ist. Das kann man so oder so sehen, und zwar nicht erst seit dem Dopingskandal mit zwei festgenommenen ÖSV-Langläufern bei der Nordischen WM in Seefeld. Aufregungen ganz ähnlicher Art hatten zuvor schon dreimal Olympische Winterspiele überschattet. Schröcksnadel hat es stets geschafft, in den Chor der Empörten miteinzustimmen, die Doper als Einzeltäter hinzustellen und am Ruder zu bleiben. "Austria is a too small country to make good doping" und "Wir sitzen alle im selben Boot", sagte er nach der Razzia bei den Spielen 2006 in Turin zur Journaille, für die das ja zu einem guten oder unguten Teil tatsächlich zutrifft. ÖSV-Partner ORF hat nicht selten Mühe, den ÖSV kritisch zu begleiten, und ÖSV-Sponsor Kronen Zeitung lässt unangenehme Themen schon einmal unter den Tisch fallen. Vielleicht auch deshalb ist Peter Schröcksnadel (77) noch im Amt.

Alpenkönig, Herr der Berge, Goldschmied, Ski-Napoleon

Er ist es seit 1990. Vorher diente er dem Skiverband als Referent (ab 1978) und als Vizepräsident (ab 1987). Der ÖSV profitierte von Schröcksnadels unternehmerischen Fähigkeiten, und seinen Unternehmen hat sein Einfluss an der ÖSV-Spitze nicht geschadet. Sie stellen Panorama- und Pistenmarkierungstafeln sowie Pistenleitsysteme (Sitour) her und entwickelten Wetterpanorama-TV als Marketinginstrument (Feratel). Unter Schröcksnadel wuchs der ÖSV zu einem Verband, der so erfolgreich wurde, dass er oft mit dem Adjektiv "vorbildlich" daherkam. Der Präsident erhielt die Beinamen Alpenkönig, Herr der Berge, Goldschmied, Ski-Napoleon. Sportlich war alles eitel Wonne, der ÖSV vermarktete selbst die Stars – wer ihm auskommen wollte, bekam Zores und kehrte in den Schoß des Verbands zurück wie Anna Fenninger.

Auf dem falschen Fuß erwischt wurde Schröcksnadel, als Missbrauchsfälle im Skisport ruchbar wurden. Er stellte Nicola Werdenigg ein Ultimatum, fand sich mit Vergewaltigungsvorwürfen gegen Toni Sailer und Karl Kahr nicht zurecht, musste einen hochrangigen ÖSV-Trainer entlassen, der vor Jahren in eine Massenvergewaltigung verwickelt war. Schröcksnadel besitzt Skigebiete, investiert in die Krebsforschung, urlaubt in Kanada und frönt der Fliegenfischerei. Geschäftlich hat er seinen Sohn Markus als Nachfolger aufgebaut. Im Skiverband konnte er bis dato nicht loslassen. (Fritz Neumann, 28.2.2019)