Anna Netrebko eröffnete mit ihrem Mann Yusif Eyvazov. Ihr konnte auch Lugners Gast Elle Macpherson nicht das Wasser reichen.

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Zum 150. Jubiläum der Wiener Staatsoper fuhr die Eröffnung des 63. Opernballs mit "noch nie Dagewesenem", bekannten Stars und beliebten Traditionen auf.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Ehefrau Doris Schmidauer kamen mit Ehrengast Auma Obama (ganz links). Bundeskanzler Sebastian Kurz verfolgte die Eröffnung mit Freundin Susanne Thier.

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Justizminister Josef Moser kam mit Tom Neuwirth (vormals Conchita Wurst).

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Richard Lugner und Elle Macpherson.

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Tänzerinnen und Tänzer des Staastopernballetts während der Eröffnung.

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Im Fokus: Karl Schranz.

Christian Fischer

"Sie durften diesen Tanz heute fünfmal sehen": Was Dominique Meyer am Tag vor dem 63. Opernball als "Glück" anzusehen bezeichnete, war die Darbietung der nicht ganz perfekten Fächerpolonaise der Debütanten. Aber: "Das wird schon", gab sich der Direktor der Wiener Staatsoper zuversichtlich. Und es wurde. In anmutiger Perfektion eröffneten die 144 Paare aus 13 Ländern den Ball. Dabei beinhaltete die Choreografie erstmals eine Hebefigur.

Und mit Übung geht alles, haben etwa Nina Stangl und ihr Partner Sebastian Posch gezeigt. Er hob sie in der ersten Reihe hoch, drehte sich mit ihr im Kreis und ließ sie nicht fallen – ein Glück. Stangl wurde auch als diejenige auserkoren, die die von Versace entworfene und mit Swarovski-Steinen besetzte Tiara der Öffentlichkeit präsentieren durfte. Für die Wienerin eine "wahnsinnige Ehre".

Frisur und Lächeln

Aber nicht nur die Choreografie muss beim Opernball sitzen, auch das Kleid, der Frack, die Frisur und das Lächeln. Das wurde freilich geprobt, bis es so selbstverständlich wie ein Tanzschritt war. Ganz natürlich ist das dann natürlich nicht immer. Besonders in der langen Phase des Stehens, als Orchester, Balletttänzer und der Star des Abends, die Opernsängerin Anna Netrebko, ihren Beitrag zur Eröffnung lieferten und so wie jedes Jahr ein paar Debütanten ob der Anstrengung, Nervosität, des Fastens vor dem großen Auftritt oder einer Mischung aus alldem umkippten.

Die "ZiB 2" zur Opernball-Eröffnung.
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Von den 16 Paaren, die nur als Ersatz dienen, hat man heuer übrigens einige verbraucht. Sie können sich bei den kalten Füßen, Auslandsstipendien oder Verletzungen der Fixstarter bedanken. Dadurch kamen sie schließlich zum Zug beziehungsweise zur Eröffnung.

Von Beginn an fix dabei war M. J. Chen. Er träumte schon lange davon, beim Opernball dabei zu sein. Der US-Amerikaner verfolgte die vergangenen Bälle auf Youtube, dieses Jahr war er einer der Debütanten. Chen überzeugte eine Studienkollegin, die nach dem Abschluss nach Linz gezogen war, sich gemeinsam zu bewerben. "Mit 23 sind wir hier fast Senioren. Wir haben ein Glück, dass wir mitmachen dürfen", sagte Tanzpartnerin Spencer Moy. Zwölf Stunden haben die internationalen Paare dafür trainiert. Die erste Probe ist immer am Samstag vor dem Ball.

"Ich liebe Anna"

Moy, die selbst Violine spielt, gefällt das Orchester am besten. Und natürlich die Oper. Über sein Highlight bei der Eröffnung muss Chen nicht lange nachdenken: "Ich liebe Anna, es ist ein Wahnsinn, dass ich sie aus der Nähe erlebe."

Tosenden Applaus erhielt Netrebkos Ehemann Yusif Eyvazov für seine Darbietung der Arie "Nessun dorma" aus Giacomo Puccinis "Turandot". Nicht minder beeindruckte danach Netrebko, die ihr an eine Meerjungfrau erinnerndes blaues Ballkleid gegen eine weiße Robe mit bombastischem grünem Umhang getauscht hatte, mit "Il bacio" von Luigi Arditi. Dann das mit Spannung erwartete Duett der Eheleute, "O Soave Fanciulla" aus "La Bohème". Es war Netrebkos bereits dritter Ball, allerdings liegt der letzte Opernball-Auftritt zehn Jahre zurück. Gewöhnlich ist der Ball für sie also nicht geworden: "Es ist jedes Mal einzigartig – die unvergessliche Atmosphäre, der Glanz des geschmückten Hauses, in der Mitte des Ballsaals zu singen, auf allen Seiten von einem begeisterten Publikum umgeben."

Einer, der den Opernball noch viel länger und besser kennt, ist Walter Renner. Für Ballorganisatorin Maria Großbauer ist er "so etwas wie das Schweizer Uhrwerk des Opernballs", hat Renner doch bei 36 Bällen als Technikchef Auf- und Abbau verantwortet. Heuer musste er zum letzten Mal zittern, bis die Bundeshymne angestimmt wurde. Denn: "Wenn das Orchester die Hymne spielt und der Ball beginnt, dann kann fast nichts mehr schiefgehen." Wobei das nicht immer stimmte. Der größte Fauxpas? Einmal sei ein Teil einer der rund 170 Parkettplatten am Ball gebrochen. Der Bereich musste kurz gesperrt werden, den Gästen sei aber nichts aufgefallen.

Starke Stimmen und Frauen

Für Bundespräsident Alexander Van der Bellen gab es ein Novum: Er wurde auf dem roten Teppich von der Gardemusik mit Regimentsmärschen empfangen. Seine Frau Doris Schmiedauer und die Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, Auma Obama, lauschten den Klängen gemeinsam. Van der Bellen lobte, bevor er in die Loge schritt, das völkerverbindende Wesen des Opernballs aufgrund der "Mischung aus Kunst und der politischen Schlagseite" wegen der vielen internationalen Gäste. Auma Obama war für ihre Stiftung Sauti Kuu ("Starke Stimmen"), die Jugendliche in Afrika fördert, nach Wien gereist.

Mit Obama will Van der Bellen ein Zeichen dafür setzen, die Beziehung zu Afrika auf eine neue Grundlage zu stellen. "Wir müssen mehr miteinander kooperieren und voneinander lernen", meinte Van der Bellen. Kanzler Sebastian Kurz hatte den nordmazedonischen Regierungschef Zoran Zaev als Gast dabei.

"Sehr aufgeregt" war im Vorfeld des Balles auch der Gast von Bauherr und Opernball-Urgestein Richard Lugner, Elle Macpherson. Das ehemalige australische Model kam gut gelaunt in einem schwarzen Kleid von Nevana. Lugner bezeichnete sie als "freundlichsten Gast, den ich je hatte".

Es gab heuer keine Demonstration gegen den Opernball, aber die übliche Donnerstagsdemo – samt Tanzeinlagen. Diesmal marschierte man im Heimatbezirk von Kanzler Sebastian Kurz, in Meidling. Kurz kam derweil mit seiner Partnerin Susanne Thier auf den Opernball und ließ wissen, dass er mangels Talent das Tanzen auslassen werde. Das machten dafür hunderte andere. (Lara Hagen, Oona Kroisleitner, Colette M. Schmidt, 1.3.2019)