Erneut sorgt "Momo" für Panik, doch das Phänomen soll längst nicht so verbreitet sein, wie viele Meldungen suggerieren.

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Zum zweiten Mal seit dem vergangenen Sommer macht die "Momo Challenge" die Runde. Vor allem in Großbritannien wird derzeit auf Titelseiten, in behördlichen Aussendungen und Rundschreiben eifrig vor der gruseligen Figur gewarnt, die in Kettenbriefen und Videos auftauchen und Kinder zu selbstverletzendem Verhalten anstiften soll.

Kinderschutzorganisationen schlagen nun ihrerseits Alarm, schreiben der "Guardian" und "Snopes". Allerdings nicht wegen "Momo" selbst, sondern weil man die öffentliche Panik rund um das Phänomen für völlig übertrieben hält. Sie üben Kritik an Medien, Schulen und Polizei.

Große Aufregung, wenig Verbreitung

Selbst im britischen Parlament ist die ursprünglich aus einer japanischen Horrorausstellung stammende Puppe kürzlich angekommen. Man sei "extrem besorgt", habe aber bislang keine Beweise für ein tatsächliches Risiko gefunden, antwortete die Regierung auf eine entsprechende Anfrage eines Tory-Abgeordneten.

Letzteres beschreibt auch in etwa die Einschätzung der Kinderschützer. Diese fordern auf, im Umgang mit dem Phänomen Zurückhaltung zu üben und sich mehr Zeit dafür zu nehmen, das tatsächliche Risiko zu eruieren. Denn tatsächlich scheint "Momo" derzeit nicht besonders häufig zu kursieren.

Selbsterfüllende Prophezeiung

Das könnte sich aber bald ändern. Gerade die Panikmache von mehreren Seiten könnte zur Folge haben, dass Kinder gezielt nach "schädlichen Inhalten" suchen, heißt es von verschiedenen Organisationen und der Kinderbeauftragten der Regierung. Von mancher Seite wurde die Challenge sogar als "Hoax" und "Fake-News" bezeichnet.

Vor allem der britische Boulevard hat sich in den letzten Tagen mit angsteinflößenden Schlagzeilen überschlagen. Diese dürften dabei bloß auf ein einzelnes Facebook-Posting einer besorgten Mutter zurückgehen, das am 17. Februar veröffentlicht wurde.

Medien tragen Panik weiter

Die mittlerweile erneut hohe Aufmerksamkeit hat dazu geführt, dass die "Momo-Angst" nun auch in anderen Ländern umzugehen beginnt. In den USA haben bereits erste prominente Persönlichkeiten wie Kim Kardashian öffentliche Warnungen ausgesprochen.

Auch in deutschen und österreichischen Medien finden sich erneut Ratgeberartikel, in denen die Horrorfigur zur breiten viralen Erscheinung erklärt wird. Dabei werden auch erneut Fälle angeblicher Suizide von Kindern und Jugendlichen angeführt, für die nach wie vor Beweise fehlen. (red, 1.3.2019)