Bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt starben zwölf Menschen.

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Was Bilel Ben Ammar am Abend des 18. Dezember 2016 tat, ist den deutschen Sicherheitsbehörden bekannt. Der Tunesier saß mit seinem Landsmann Anis Amri in einem Schnellimbiss im Berliner Stadtteil Wedding.

Auch am nächsten Tag hatten die beiden noch Kontakt, sie telefonierten miteinander. Am Abend des 19. Dezember raste Amri dann mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Zwölf Menschen starben, mehr als einhundert wurden verletzt. Es war der schwerste islamistische Anschlag in Deutschland. Amri konnte danach nicht befragt werden, er wurde am 23. Dezember auf der Flucht von italienischen Polizisten erschossen.

An Bilel Ben Ammar hätten viele in Berlin jedoch Fragen – nicht nur Ermittler, sondern auch die Mitglieder des Untersuchungsausschusses im Bundestag. Gerüchte gibt es viele, zum Beispiel, dass Ammar am Weihnachtsmarkt einem Besucher mit einem Kantholz geschlagen habe, um Amri die Flucht zu ermöglichen.

Doch der Ausschuss kann den Tunesier nicht laden. Er ist weg. Am 3. Jänner 2017, also rund zwei Wochen nach dem Anschlag, wurde er verhaftet, am 1. Februar nach Tunesien abgeschoben. Diese Eile finden Abgeordnete der Opposition äußerst verdächtig.

Aktivitäten für Geheimdienst

Sie vermuten, dass die Abschiebung so rasch erfolgte, weil er für den marokkanischen Geheimdienst tätig war und geschützt werden sollte.

"Wir appellieren dringend an die Bundesregierung, uns bei unserer Aufklärungsarbeit stärker zu unterstützen", sagt die Grünen-Obfrau im Untersuchungsausschuss, Irene Mihalic. Für die FDP gehört dazu auch, dass die Mitglieder Ammar befragen können – "notfalls in Tunesien", wie der FDP-Abgeordnete Benjamin Strasser fordert.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) sieht allerdings wenig Handlungsspielraum. Ihm sei der Aufenthaltsort des Mannes "nicht bekannt". Weder gebe es Hinweise auf Aktivitäten für den Geheimdienst, noch sei auf einem Video erkennbar, dass Ammar nach dem Anschlag am Weihnachtsmarkt einen Besucher mit einem Kantholz schlägt.

Seehofer verteidigt auch die Abschiebung. Ammar sei zuvor befragt worden. Doch: "Nach zwei Vernehmungen als Beschuldigter lagen keine Ansatzpunkte dafür vor, dass er zur Aufklärung des Anschlags hätte beitragen können oder wollen."

Die Opposition will weiter Druck machen. "Seehofer ist nicht raus aus der Nummer", sagt FDP-Mann Strasser. Erst vor kurzem hat Christian Steiof, der Chef des Berliner Landeskriminalamts (LKA), die Zusammenarbeit der Behörden scharf kritisiert. Es sei im Fall Amri "alles schiefgegangen, was schiefgehen kann". (Birgit Baumann aus Berlin, 1.3.2019)