In einem kuriosen Springen reichte es für Stefan Kraft doch noch zu Bronze.

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Seefeld – Dawid Kubacki vor Kamil Stoch und Titelverteidiger Stefan Kraft. Ein nach Training und Qualifikation durchaus erwartetes Resultat des WM-Normalschanzenbewerbs in Seefeld. Doch das Ergebnis kam am Freitag nach einem verrückten Verlauf zustande. Wind und immer stärkerer, nasser Schneefall im Finale wirbelten die Polen vom 27. und 18. Halbzeitrang zum Doppelsieg und Kraft vom zehnten Platz zu Bronze.

Die Besten des ersten Durchgangs waren im Finale bei immer langsamerer Spur ohne Chance, Halbzeit-Spitzenreiter Ryoyu Kobayashi fuhr um drei km/h langsamer als der im Finale bei noch besseren Bedingungen früh gestartete Kubacki an und wurde nach 104,5 und 92,5 m nur 14. Der Deutsche Karl Geiger (100/92,5) rutschte vom zweiten auf den 16. Rang ab.

Der Jubel von Stefan Kraft über seine neuerliche Einzelmedaille nach Bronze 2015 und Doppel-Gold 2017 fiel denn zunächst auch etwas schaumgebremst aus. "So einen Wettkampf habe ich noch nie erlebt. Es war grausig zum Anschauen und grausig zum Springen, aber jetzt habe ich Bronze", sagte der 25-Jährige im ORF-TV-Interview. Nach seinem zweiten Sprung auf 101 nach zuvor 93,5 hatte er im Auslauf den Kopf geschüttelt – doch schließlich blieb auch noch Saison-Dominator Kobayashi hinter ihm.

Zuerst Ärger, dann Lachen

"Das war sicher wenig sinnvoll", gab Kraft zu. "Aber die besten drei vom Training waren vorne, so unfair kann es also nicht gewesen sein." Der 28-jährige Kubacki (93/104,5 m) gewann die erste Einzelmedaille seiner Karriere mit 2,8 Punkten Vorsprung auf Stoch (91,5/101,5) und entlockte dem nach dem ersten Durchgang ob der Verhältnisse schimpfenden Trainer Stefan Horngacher ein Lachen.

Kraft fehlten 3,5 Punkte oder zwei Meter auf die erfolgreiche Titelverteidigung, doch der Salzburger war zufrieden und freute sich über seine Entwicklung nach einer schwierigen Vorbereitung und großen Zweifeln am rechtzeitigen Finden der Form. Nach dem sechsten Platz auf der Großschanze und Silber mit dem Team holte er seine achte WM-Medaille (2-3-3). "Als ich daran dachte, was seit letztem Sommer passiert ist, war ich den Tränen nahe", erklärte Kraft. Österreich hielt damit zwei Tage vor dem Ende und bei drei ausstehenden Chancen bei sieben Stück Edelmetall (0-3-4).

WM-Debütant Philipp Aschenwald landete mit 91 und 103,5 m nur 0,3 Punkte hinter Kraft an vierter Stelle. Der Tiroler hatte sich vom 20. Platz verbessert, er erhielt als zweitbester Österreicher von Cheftrainer Andreas Felder neben Kraft einen Platz im Mixed-Bewerb am Samstag und damit die Chance auf Edelmetall. "Dass der vierte Platz rausschaut, hätte ich mir nicht mehr gedacht", sagte der 23-Jährige. "Richtig fair war das nicht", gab er zu. "Aber für mich schaut es nicht so schlecht aus."

Michael Hayböck wurde Neunter (93,5/100) und Daniel Huber (97/94), der zur Halbzeit gleichauf mit Kraft gelegen war, verpatzte den Finalsprung und wurde nur 21. Hayböck war zufrieden, bei der WM sein bestes Saisonresultat geschafft zu haben. "Es war chaotisch, aber wir sind glücklich, einen auf dem Stockerl zu haben", meinte der Oberösterreicher. "Bei so einem Wetter ist die Jury machtlos. Den Wettkampf abzubrechen, wäre das einzig Sinnvolle gewesen."

Cheftrainer Felder meinte, bei den wechselnden Bedingungen hätte sich in den zwei Durchgängen alles irgendwie ausgeglichen. Die zweite Medaille nach Team-Silber war für das neue Trainerteam enorm wichtig. "Wir haben gewusst, dass es im Finale sehr schwer wird. Aber Stefan war seit seinem Quali-Sieg sehr locker drauf." (APA, 1.3.2019)

WM-Ergebnisse vom Skispringen von der Normalschanze bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften am Freitag in Seefeld:

1. Dawid Kubacki (POL) 218,3 (93,0/104,5)
2. Kamil Stoch (POL) 215,5 (91,5/101,5)
3. Stefan Kraft (AUT) 214,8 (93,5/101,0)
4. Philipp Aschenwald (AUT) 214,5 (91,0/102,5)

5. Richard Freitag (GER) 211,3 (93,5/103,5)
6. Stephan Leyhe (GER) 210,6 (96,5/99,0)
7. Markus Eisenbichler (GER) 210,5 (91,0/102,5)
. Yukiya Sato (JPN) 210,5 (92,0/99,0)
9. Michael Hayböck (AUT) 208,5 (93,5/100,0)
10. Killian Peier (SUI) 207,4 (98,5/98,0)
11. Jernej Damjan (SLO) 206,1 (92,0/98,0)
12. Stefan Hula (POL) 205,8 (88,0/100,0)
. Simon Ammann (SUI) 205,8 (93,0/100,0)
14. Ryoyu Kobayashi (JPN) 203,4 (101,0/92,5)
15. Roman Koudelka (CZE) 202,5 (93,5/97,5)
16. Robert Johansson (NOR) 201,5 (97,5/95,0)
17. Junshiro Kobayashi (JPN) 199,4 (89,5/97,0)
18. Karl Geiger (GER) 199,0 (100,0/92,5)
19. Jarkko Määttä (FIN) 197,3 (88,5/98,0)
20. Thomas Aasen Markeng (NOR) 197,1 (92,0/95,0)
21. Daniel Huber (AUT) 197,0 (97,0/94,0)
22. Sebastian Colloredo (ITA) 196,4 (92,5/93,5)
23. Dmitrij Wassilijew (RUS) 192,5 (92,5/96,5)
24. Peter Prevc (SLO) 192,0 (94,5/93,0)
25. Andreas Stjernen (NOR) 191,6 (96,5/92,5)
26. Jonathan Learoyd (FRA) 187,9 (90,0/94,0)
27. Ziga Jelar (SLO) 186,0 (95,5/87,0)
28. Casey Larson (USA) 182,3 (92,0/88,0)
29. Filip Sakala (CZE) 175,7 (93,0/85,0)
30. Kevin Maltsev (EST) 169,8 (89,5/84,0)