Pamela Rendi-Wagner könnte es ja doch. Am Samstag hat die SPÖ-Vorsitzende in einer bemerkenswerten Rede beim Tiroler Landesparteitag Klartext gesprochen. Interne Diskussionen, wie sie Hans Peter Doskozil, Stichwort Sicherungshaft, und Georg Dornauer, der weiter auf seinem Platz im Bundesgremium beharrt, schüren, schaden der Partei und seien daher zu unterlassen.

Wie ertappte Schulbuben saßen die beiden in der ersten Reihe und ließen die Schelte über sich ergehen. Nur um der Chefin umgehend wieder in den Rücken zu fallen. Während die Basis Rendi-Wagners Worte mit Standing Ovations bedachte und Doskozil sogar ausbuhte, erklärten die Gerügten auf Nachfrage trotzig, sich nicht fügen zu wollen.

Doch damit nicht genug. Burgenlands Landeshauptmann holte umgehend zum medialen Gegenschlag aus. Er fuhr vom Parteitag schnurstracks in die Redaktion der Tiroler Kronen Zeitung, zum "Antrittsbesuch". Das Kleinformat dankte es mit einer einseitigen Huldigung in der Sonntagsausgabe. Dort durfte der "zu den erfolgreichsten Verteidigungsministern aller Zeiten" zählende Doskozil sich selbst und Dornauer preisen. Die SPÖ müsse nämlich froh sein angesichts von Talenten wie dem Tiroler. Und die Debatte um dessen sexistischen Horizontalen-Sager sei zu beenden.

Zugleich ätzte er gegen parteiinterne Kritiker, wie sie am Parteitag auftraten, die er offenbar zum Lachen findet. Auch Rendi-Wagner scheint er nur bedingt ernst zu nehmen. Denn obwohl die Chefin wenige Stunden zuvor unmissverständlich festhielt, dass persönliche Freiheitsrechte in ihrer Partei nicht zur Diskussion stünden, erklärte Doskozil der Krone ungerührt, dass man "in der SPÖ über alle Themen diskutieren soll und muss".

Welches Ziel der burgenländische Landeshauptmann, der nach eigenem Bekunden gar nicht zurück in die Bundespolitik wolle, mit seinen internen Attacken verfolgt, bleibt offen. Er nutzte seinen Tirol-Besuch aber auch am Sonntag noch zur Imagepflege und beehrte die nordische Ski-WM in Seefeld. Welche burgenländischen Sportler er dort anfeuerte, blieb sein Geheimnis.

Rendi-Wagner verschwand ebenso schnell, wie sie gekommen war. Dabei täte sie gut daran, die rote Bühne nicht ihren parteiinternen Widersachern zu überlassen. Denn die Begeisterung, die sie mit ihrer flammenden Rede unter den Tiroler Genossen und darüber hinaus auszulösen vermochte, hat durchaus Verbreiterungspotenzial. (Steffen Arora, 3.3.2019)