Georg Preidler nach dem Einzelzeitfahren bei der Rad-WM 2018 in Innsbruck.

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Preidler kämpfte als Radprofi oft beherzt gegen die Uhr, unterlag am Sonntag aber seinem Gewissen.

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Wien – Dass die Operation Aderlass während der nordischen WM in Seefeld da und dort für Schlaflosigkeit sorgen würde, konnte angenommen worden. Am Sonntagabend, also gut vier Tage nachdem in Seefeld und Erfurt insgesamt neun Personen wegen Blutdopings bzw. des Verkaufs und der Organisation dieser illegalen Stärkung festgenommen worden waren, konnte Radprofi Georg Preidler auch den Mangel an Nachruhe nicht mehr aushalten. Der 28-jährige Steirer erstattete in Graz Selbstanzeige. Er sei vom Zirkel um den aktuell in München in Untersuchungshaft sitzenden deutschen Sportmediziner angesprochen worden und habe sich Blut abzapfen, allerdings nie rückführen lassen. Zumindest für die sportrechtliche Bewertung des Falles spielt es allerdings keine Rolle, wenn die Rückführung nicht stattgefunden hat. Für Preidler gilt jedenfalls die Unschuldsvermutung.

"Nie etwas getrickst"

"Ja. Ich hatte betrügerische Absichten oder Gedanken. Ich fühle mich aber nicht als Verbrecher", sagt Preidler der Kleinen Zeitung. "Alle meine Erfolge, etwa beim Giro, waren sauber. Ich war ohne Doping gut, habe nie etwas getrickst", gab Preidler in der Kronen Zeitung zum Besten. Der Allrounder hat u. a. einen dritten Platz bei der 14. Etappe des Giro d'Italia 2016 zu Buche stehen. Im vergangenen Sommer feierte er kurz vor der Heim-WM in Tirol während der Polen-Rundfahrt seinen ersten Sieg in einem Event der World Tour. Preidler hat auch sein Team Groupama-FDJ informiert und seinen Vertrag mit den Franzosen gelöst. In einer Aussendung des Teams hieß es, dass sich der Profi im Dezember 2018 zweimal Blut abnehmen lassen habe.

Wie die "Kleine Zeitung" und die "Kronen Zeitung" berichten, hat der österreichische Radprofi Georg Preidler Selbstanzeige wegen Blutdopings erstattet. Preidler wurde im Vorjahr österreichischer Meister im Zeitfahren.
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Preidlers Blutbeutel dürften ebenso zum am Mittwoch in Erfurt sichergestellten Bestand zählen wie jene von Stefan Denifl (31), dem Tiroler Radprofi, der im Zuge der Seefelder Aktion aufgeflogen, am Freitag festgenommen und nach einem Dopinggeständnis wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. Denifl steht aktuell bei keinem Profiteam unter Vertrag.

Die mit den Ermittlungen in Österreich beschäftigte Innsbrucker Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass die Hausdurchsuchungen und Einvernahmen noch keine neuen Verdachtsmomente über den bekannten Personenkreis hinaus erbracht hätten. Sprecher Thomas Willam bestätigte auch erst am Montag erstmals Ermittlungen gegen Denifl. Preidlers Selbstanzeige habe nichts mit der Razzia in Seefeld zu tun, der Name des Steirers sei auch nicht bei den Einvernahmen der kurzfristig festgenommenen fünf Langläufer, darunter die beiden Österreicher Max Hauke und Dominik Baldauf, sowie deren Komplizen aus Deutschland genannt worden.

Die Haftprüfungsverhandlung gegen die in Übernahmehaft befindlichen Komplizen des hauptverdächtigen Sportmediziners, der in München einsitzt, soll am 11. März stattfinden. "Beide wollen wir in München haben", hieß es seitens der Schwerpunktstaatsanwaltschaft München I über den Vater des Arztes und eine Helferin, mutmaßlich eine Krankenschwester.

Segen der Kontrollen

Dass noch keine deutschen Sportler aufgeflogen sind, führt Mario Thevis, Leiter des Kölner Anti-Doping-Labors, auf das engmaschige Kontrollsystem in Deutschland zurück. "Zum jetzigen Zeitpunkt freut es mich, dass das deutsche Dopingkontrollsystem so aufgestellt ist, dass sich deutsche Sportler dieser Maßnahme offensichtlich nicht bedient haben", sagte Thevis der Tageszeitung Die Welt über Eigenblutdoping.

Dass der Arzt in Erfurt aber offensichtlich schon seit Jahren seinem illegalen Geschäft nachgehen konnte, wirft nach wie vor Fragen auf. Die dafür nötige und am Mittwoch auch beschlagnahmte Blutzentrifuge stammt nach Aussage von Stefan Matschiner, dem ehemaligen Manager von Bernhard Kohl, aus Österreich.

Und dass das Dopingnetzwerk um den Arzt aufgeflogen ist, wurde in erster Linie als Verdienst der staatlichen Ermittler gewertet, weniger als Erfolg der Kontrolleure, die sich schwertun, Blutdoping auf die Spur zu kommen. (Sigi Lützow, 4.3.2019)