Ein "Pickerl" hinter der Nachricht zeigt, was sie gekostet hat.

Foto: Expensive Chat

Was wäre wenn man für einen Chat einen Cent pro Zeichen verlangt? Dieser Frage, die sich wahrscheinlich noch nicht viele Menschen gestellt haben, geht der niederländische Entwickler Marc Köhlbrügge mit einem eigenen Service auf den Grund. Er hat den "Expensive Chat" ("Teurer Chat") ins Leben gerufen.

Wer in dem öffentlich einsehbaren Chatroom mitschreiben möchte, muss über den Bezahldienst Stripe oder per Kreditkarte Geld locker machen. Dass es ihm bei seinem "sozialen Experiment" auch darum gehe, "zusätzlich ein bisschen Geld zu verdienen", gesteht der Erfinder der Seite freimütig ein.

Schnell zur Werbeplattform geworden

Das Projekt erinnert ein bisschen an die "Million Dollar Homepage" des Briten Alex Tew. Er verkaufte auf einer eigenen Website 2005 stückweise eine Grafikfläche von 1.000 x 1.000 Pixel per Versteigerung. Das Projekt, mit dem er sein Studium finanzieren wollte, dürfte ihm deutlich mehr als die namensgebende Million Dollar eingebracht haben.

Auch der Expensive Chat wird von einem signifikanten Anteil der Besucher genutzt, um Werbung zu machen, indem sie einen Link posten. Manche bemühen sich dabei um mehr oder weniger kreative Einleitungen. Ein Nutzer postete den gesamten Songtext von Rick Astleys "Never Gonna Give You Up", was ihn rund 15 Dollar kostete.

Allerdings wurde auch schon eine Möglichkeit entdeckt, das System auszutricksen, um URLs günstiger zu platzieren. Denn während pro Zeichen in einer Nachricht eben ein Dollarcent berechnet wird, sind Namen – unabhängig von ihrer Länge – gratis und können mit einer Verlinkung versehen werden. Netzadressen lassen sich damit effektiv für einen Cent posten.

Kommerzialisierung angedacht

Das Projekt lebt freilich von seinem Kuriositätsfaktor, bietet die Chatseite doch keinen merkbaren Vorteil gegenüber diversen Messengern. Mit Gesamteinnahmen von knapp 300 Dollar hält sich auch die Lukrativität ebenfalls in Grenzen. Dennoch überlegt Köhlbrügge, wie man den Dienst kommerzialisieren könnte.

Als Möglichkeit schwebt ihm vor, ihn etwa als Möglichkeit für öffentliche Chats mit bekannten Persönlichkeiten anzubieten. Fans von Kanye West könnten sich dann beispielsweise mit dem Musiker für 10 Dollar pro Nachricht austauschen und der Künstler den Erlös für gemeinnützige Zwecke spenden. (gpi, 04.03.2019)