Der Online-Handel, Paketlogistik, Do-it-yourself-Märkte und der Möbelhandel sind derzeit die wichtigsten Nachfragetreiber am österreichischen Markt für Logistikimmobilien. Auf dem mit Abstand größten Teilmarkt Wien und Umgebung könnte die Vermietungsleistung heuer erstmals die Marke von 100.000 Quadratmetern erreichen, schätzen die Experten des Immobiliendienstleisters CBRE.

Gegenüber dem Jahr 2016 könnte sich die Vermietungsleistung heuer somit verfünffachen. Grundstücke, die für die Errichtung von Logistikimmobilien geeignet sind, kosten von monatlich 50 Euro pro Quadratmeter im entfernten nördlichen Wiener Umland bis zu 300 Euro pro Quadratmeter im Süden und Westen des Wiener Stadtgebietes, wobei aber der Westen "praktisch nicht vorhanden ist", sagte Franz Kastner, Associate Director der Industrial & Logistics Agency bei CBRE, am Montag vor Journalisten. Im Westen gebe es kaum verfügbare Grundstücke oder Mietobjekte und das Preisgefüge sei nicht für Logistikansiedelung geeignet.

Immer mehr neue Flächen

Mit insgesamt 3 Mio. Quadratmetern liegt in und um Wien der größte Logistikmarkt Österreichs, wobei 69 Prozent der Flächen auf den Submarkt Wien Umgebung Süd entfallen. Die meisten Neuflächen entstehen derzeit allerdings im Bereich Wien Umgebung Nord & Ost. "Im Süden sowie Westen von Wien werden die Flächen knapp, daher konzentriert sich die Bautätigkeit auf den Norden und Osten der Stadt", so Kastner. Als aktuelle Beispiele nannte er den Industrial Campus Vienna East in Enzersdorf, das neue Paketzentrum der Post in Hagenbrunn sowie das neue Frachtzentrum von DHL in Fischamend.

Den modernsten Bestand an Logistikflächen gibt es laut CBRE im Großraum Graz, wo es zu Jahresende 2018 rund 774.000 Quadratmeter Logistikflächen gab und bis 2020 die 800.000-Quadratmeter-Marke erreicht werden soll. Eines der größten Projekte sei jenes des belgischen Entwicklers VGP in Premstätten. "In und um Graz haben sich in den letzten Jahren viele Logistik-, Handels- und Industrieunternehmen angesiedelt", erklärte Kastner. "Wir sehen hier weiteres Potenzial und zukünftige Nachfrage für spekulative Logistikentwicklungen." Als "spekulativ" bezeichnen die Experten Projekte, die nicht für die Eigennutzung oder für bereits bekannte künftige Nutzer entwickelt werden.

Der dritte Hauptmarkt in Österreich neben Wien und Graz ist Linz, wo es per Jahresende 1,7 Mio. Quadratmeter Logistikflächen gab. Die Mieten und Grundstückspreise in und um Linz entsprechen ungefähr dem Niveau von Graz und liegen bei 4,65 Euro im Monat bis 4,95 Euro für Lagermieten und 80 bis 165 Euro pro Quadratmeter Grund.

Innsbruck und Salzburg sind "herausfordernd"

Als "herausfordernd" sehen die CBRE-Experten die Logistikmärkte Innsbruck und Salzburg. In Innsbruck liege das u.a. an der Topographie, "die Grundstücksreserven sind gering, das hebt den Preis", so Kastner. Grundstücke seien eher im Ober- und Unterland verfügbar. Auch in Salzburg spiele die Topographie eine Rolle, allerdings sei hier die Nachfrage nicht so groß wie in Innsbruck. Firmen würden eher in den oberösterreichischen Raum wandern, weil es dort widmungsfähige Grundstücke zu Preisen gebe, die für Industrie und Logistik leistbar seien.

Insgesamt erwarte man heuer in den drei Märkten Wien, Graz und Linz einen Fertigstellungsrekord von 200.000 Quadratmetern. Für das kommende Jahr rechne man mit 150.000 Quadratmetern, was für Österreich immer noch ein hoher Wert sei. 65 Prozent seien von Eigennutzern entwickelte Projekte, 22 Prozent würden für bestimmte Nutzer entwickelt und 13 Prozent seien spekulative Developments.

Rund 160 Mio. Euro seien 2018 in Industrie- und Logistikimmobilien investiert worden, sagte der Leiter der Research-Abteilung von CBRE, Martin Ofner. Das seien rund 4 Prozent des österreichischen Immobilieninvestent-Volumens. Die Spitzenrendite für Logistikimmobilien lag Ende 2018 bei 5,2 Prozent. (APA, 04.03.2019)