Christian Piccolruaz in seinem Element: Eis.

Foto: Christoph Malin

Anfahrt auf Schnee.

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Christian Piccolruaz, Mountainbiker und Eiskletterer.

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"Das Leben ist zu kurz, um es ohne E-Bike zu verbringen", sagt Christian Piccolruaz. Warum, das zeigt er im neuen Simplon-Teamvideo von Christoph Malin.
Christoph Malin

Innsbruck – Das E-Bike ist für Christian Piccolruaz der perfekte Begleiter in den Bergen. Der Mitbegründer der Innsbrucker Vertrider, einer Gruppe von Extremmountainbikern, und erfahrene Alpinist verbindet im Winter seine beiden sportlichen Leidenschaften. Er radelt mit dem E-Mountainbike zum Eisklettern. Im spektakulären neuen Teamvideo kann man dem Simplon-Werksfahrer dabei zusehen.

Was die Scott vor wenigen Wochen als PR-Gag anlässlich der ISPO vorgestellt hat, ist für den Tiroler Piccolruaz gelebter Alltag. "Zum Eisklettern braucht man viel Ausrüstung. Der Rucksack wiegt schnell 20 bis 30 Kilogramm. Mit dem E-Bike ist das kein Problem", erklärt der 49-Jährige den Vorteil der E-Motorisierung. Zudem ist Eisklettern eine Frage der Tageszeit: "Gerade im Frühjahr und an wärmeren Tagen ist es wichtig, so früh wie möglich im Eis zu sein." Früher dauerte alleider anstrengende Fußweg bis zum Einstieg oft anderthalb Stunden und mehr: "Heute bin ich mit dem Radl in nur 30 Minuten herinnen und hab bergab auch noch meinen Spaß."

Leistungsstark und verspielt

Über die Rodelbahn geht es mit Spikereifen ausgestattet ins Pinnistal im Stubai. "Ich fahre immer mit der höchsten Unterstützungsstufe, weil das Equipment sehr schwer ist und es bei der Kälte besser für den Akku ist", erklärt Piccolruaz. Sein Simplon Steamer Alu Pro ist mit einem Mittelmotor von Shimano ausgestattet. Er sei mit der Leistung des Bikes sehr zufrieden. Auch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt habe es bislang nie ein Akkuproblem gegeben.

Früher, als er für andere Hersteller fuhr, war Piccolruaz auf Bosch-Motoren unterwegs. Die seien ebenfalls sehr gut: "Teils vielleicht sogar etwas aggressiver im Antrieb." Doch Shimano habe für ihn den Vorteil, dass der Motor etwas kleiner ist und somit die Kettenstrebe der Räder kürzer ausfallen kann: "Ich habe jetzt 44 oder 45 Zentimeter, vorher waren es 50 Zentimeter und mehr. Das Rad ist dadurch verspielter, was mir eher liegt." Auch wenn in steilen Bergaufpassagen die längere Kettenstrebe wiederum von Vorteil sei, weil das Vorderrad weniger leicht steigt.

"Die besseren Mountainbikes"

Die Skepsis gegenüber E-Bikes kann Piccolruaz nicht nachvollziehen. Er nennt sie "die besseren Mountainbikes" und mag sich sein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen: "Gerade für Bergführer wie mich sind sie das perfekte Fortbewegungsmittel." Und auch als begeisterten Biker sprechen sie ihn an: "Was wir früher mit den Freeridern gefahren sind, mache ich heute mit dem E-Bike. Das ist eine ganz neue Herausforderung." Piccolruaz weiß, wovon er spricht. Es gibt wohl kaum einen erfahreneren Biker und Bergsteiger in Tirol.

Davon zeugt auch sein Ausflugsziel im Video: die Kerze im Pinnistal. Ein rund 60 Meter hoher, senkrechter Eisfall, der teilweise freistehend und teilweise an den Fels angewachsen ist. Geklettert wird hier im Schwierigkeitsgrad WI5 bis WI6 der insgesamt siebenstufigen Water-Ice-Skala. Zusammen mit seinem Bergkameraden und Bergführeranwärter Dominik Pittl, seines Zeichens ebenfalls erfahrener Eiskletterer und E-Biker, nahm er die Tour in Angriff.

Ein, zwei Wochen lang, so Piccolruaz, werde er die Spikereifen noch montiert lassen, um noch die eine oder andere Eisklettertour zu unternehmen. "Es war ein guter Eiskletterwinter heuer, das muss ich ausnutzen", sagt er. Danach wechselt er in den Sommermodus, wobei die Sportarten mehr oder weniger dieselben bleiben. Nur dann eben auf Fels und Waldboden statt Eis und Schnee. (Steffen Arora, 5.3.2019)