Ohne Millioneninvestition in das Kraftwerk Simmering könnte die Gasturbine bald dauerhaft stillstehen.

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Es ist zwölf Jahre her, dass Wien Energie an ihrem größten Kraftwerkstandort in Simmering 300 Millionen investiert hat. Der Block "Simmering 1" wurde als Gas- und Dampfturbinenanlage neu errichtet; zusätzlich wurde ein Teil des seit den 1970er-Jahren bestehenden alten Kraftwerks modernisiert und als "Simmering 2" zur Reserve betrieben. Bei Letzterem steht in den nächsten Jahren eine Millioneninvestition an, über der aber noch ein großes Fragezeichen schwebt.

Für ein Investment in dieser Größenordnung sei es unabdingbar, dass es eine langfristige Perspektive gibt, das Geld zurückverdienen zu können. "Da ist ein Dreijahresvertrag, wie im vorigen Herbst mit der Austrian Power Grid (APG) vereinbart, eindeutig zu wenig", sagte der im Vorstand der Wiener Stadtwerke für die Tochter Wien Energie zuständige stellvertretende Generaldirektor Peter Weinelt dem STANDARD. "Bei einem Kraftwerk muss man 20 Jahre denken. Wer ein Kraftwerk baut, investiert für zwei Generationen – 40 Jahre in etwa."

"Simmering 2" ist neben dem Block 1 in Simmering und Donaustadt eines von drei Kraftwerken, die Wien Energie für kurzfristiges Engpassmanagement der Verbund-Tochter APG bereithält. Gibt es irgendwo im Netz einen Spannungsabfall, weil mehr Strom nachgefragt wird, als zur Verfügung steht, müssen so rasch wie möglich Reservekraftwerke angeworfen werden.

Ende der Lebenszeit

Für das Vorhalten von Leistung gibt es Geld, der tatsächlich abgerufene Strom wird gesondert verrechnet. Insgesamt hat Wien Energie in einer Ausschreibung knapp 1.600 MW auf drei Jahre vertraglich fixieren können; österreichweit hat die APG 2.500 MW unter Vertrag. Die Leistung von "Simmering 2" beträgt 60 MW elektrisch und 150 MW thermisch. Fix ist derzeit nur, dass die Gasturbine 2022 außer Betrieb gehen wird. "Die hat dann das Ende ihrer physikalischen Lebensdauer erreicht", sagte Weinelt. Die Zeit dränge, eine Turbine zu ersetzen dauere inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung, allen damit zusammenhängenden Unwägbarkeiten und anschließender Bauphase rund fünf Jahre. Auf das im Vorjahr beschlossene Standortbeschleunigungsgesetz vertraut Weinelt nicht blindlings: "Da fehlt noch die Betriebserfahrung."

Den Ausbau erneuerbarer Energien zur Erreichung der Klimaziele hält Weinelt für wichtig und richtig, allerdings gelte auch da: "Sprunghaftigkeit vermeiden, Investitionssicherheit." Wie das Beratungsunternehmen Ecofys für Wien Energie berechnet hat, müssten 28 Milliarden Euro investiert werden, um die Energieversorgung der Bundeshauptstadt bis 2030 CO2-neutral zu machen – Verkehr inklusive. "Das ist kein kleiner Betrag, aber nicht unmöglich, wenn die Rahmenbedingungen passen," sagte Weinelt. (Günther Strobl, 5.3.2019)