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Kramp-Karrenbauer hatte bei ihrem Auftritt viel Spaß.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Berlin – Heftige Sturmböen sorgten am Rosenmontag für erschwerte Bedingungen bei einigen Karnevalsumzügen in Deutschland. Doch das alles waren laue Lüftchen im Vergleich zum Shitstorm, der über CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hinwegfegte.

Diese, eine begeisterte Karnevalistin, war beim Stockacher Narrengericht in Baden-Württemberg aufgetreten und hatte einen Witz auf Kosten intersexueller Menschen gemacht – jener also, die sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale haben.

"Wer war denn von euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen", sagte sie. Und weiter: "Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette."

Zunächst tobte der Saal vor Vergnügen, nun tobt das Internet – allerdings vor Missvergnügen. "Wieder so ein Tag zum Fremdschämen ... Ist es so schwierig, eine humorvolle Narrenrede zu halten, ohne platt auf Minderheiten einzudreschen?", twittert der FDP-Politiker Jens Brandenburg.

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) spricht von einem "Trauerspiel" und sagt: "Die Vorsitzende der größten Bundestagspartei findet es lustig, auf Stammtischniveau am Karneval Menschen zu denunzieren, die nicht der geltenden Machonorm entsprechen. Ein Jammer."

Kritik aus eigenen Reihen

Auch in der Union gibt es Kritik. "Natürlich ist eine Entschuldigung fällig", erklärt Alexander Vogt vom Bundesverband Lesben und Schwule in der Union (LSU). Verteidigt wird "AKK" von CDU-Vizechefin Julia Klöckner: "Über Männer werden Witze gemacht, über Frauen werden Witze gemacht. Wer keine Witze übers dritte Geschlecht macht, weil es um das dritte Geschlecht geht, diskriminiert es."

Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, als er auf das Thema angesprochen wurde: "Büttenreden kommentiere ich nicht." Doch er wies umgehend darauf hin, dass die Regierung die Rechte von Intersexuellen gestärkt habe. In Deutschland ist seit Anfang Jänner im Geburtenregister – nebst weiblich oder männlich – auch der Eintrag "divers" möglich. Aufgetragen hatte dies der Politik das Bundesverfassungsgericht. (bau, 4.3.2019)