Der Causa Neustift wurde ein weiteres Kapitel hinzugefügt.

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Innsbruck – Die Berichte zu sexuellen Übergriffen in der damaligen Skihauptschule Neustift in Tirol haben nun ein gerichtliches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck klagt einen ehemaligen Pädagogen wegen "sexuellen Missbrauchs von Unmündigen" an. Der heute 59-Jährige soll im Zeitraum von 1996 bis 1998 eine damals elf- bis 13-jährige Schülerin wiederholt missbraucht haben. Das Opfer leide bis heute unter den Folgen dieser Taten und ist noch immer in medizinischer Behandlung.

Aufgrund dieser schweren gesundheitlichen Folgen für das Opfer sind die Taten noch nicht verjährt und mit einer höheren Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren bedroht. Warum der Angeklagte, dessen Übergriffe schon in den 1990ern gemeldet worden waren, trotzdem weiter Karriere im Schuldienst machen konnte – er war zuletzt sogar in leitender Position in der Schulaufsichtsbehörde des Bundes tätig -, war eine der großen offenen Fragen im Vorfeld. Die Staatsanwaltschaft hat aber ihre diesbezüglichen Ermittlungen ohne Ergebnis eingestellt.

Verjährung in anderen Fällen

Auch das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Heimleiter aus Neustift, dem massive und zahlreiche sexuelle Übergriffe in den 1970er-Jahren vorgeworfen wurden, musste wegen Verjährung eingestellt werden.

Hinsichtlich der Übergriffe im Skigymnasium Stams – Stichwort Pastern – wird es zu keinen Anklagen kommen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Diese Taten seien verjährt oder die Täter, allesamt selbst Schüler, zum Tatzeitpunkt noch zu jung gewesen.

Die Aufarbeitung ins Rollen gebracht hatte die ehemalige Tiroler Skirennläuferin Nicola Werdenigg. Diese hatte im November 2017 in einem Interview mit dem STANDARD sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch im Skisport öffentlich gemacht und damit eine breite öffentliche Diskussion losgetreten. (ars, 5.3.2019)