Wien – Im Übungsraum, horizontal auf dem gepolsterten Tisch liegend, ist alles noch ganz einfach. Hände und Füße abgewinkelt von sich strecken, Kopf nach vorn. Körperspannung. Und lächeln, sagt der Instruktor. Easy.

Im Indoor-Windtunnel "Windobona" im Wiener Prater, bei Windgeschwindigkeiten von rund 160 km/h und einem Höllenlärm, der von vier Turbinen erzeugt wird, sieht die Sache anders aus. Da muss der Instruktor den Erstflieger gestenreich sogar daran erinnern, dass er bitte nicht zu atmen vergessen soll.

Der Wappler und sein Meister: Fühlt sich der Einsteiger im Windtunnel bei rund 160 km/h nach einer Gewöhnungsphase wohl, gewährt der Instruktor das Gefühl des selbstständigen Fliegens.
Windobona

Aber schon nach rund einer Minute gewöhnt sich der Körper an die zugigen Verhältnisse im Tunnel. Ein leichtes Nicken mit dem Kopf hin zur Brust reicht aus, um zwei, drei Meter Höhe zu gewinnen. Die folgenden fragenden Blicke nach unten zum Fluglehrer nützen nichts: Wer hinunter will, muss den Kopf wieder nach vorn strecken. Wer sich bei all dem Wind und Lärm dessen bewusst wird, dass er fliegt, erlebt ein Hochgefühl – Lächeln inklusive.

Ein leichtes Nicken mit dem Kopf hin zur Brust reicht aus, um zwei, drei Meter Höhe zu gewinnen. Zumindest in der Theorie.
DER STANDARD

Einzige Anlage für Indoor-Skydiving Österreichs

Seit September 2015 können Neulinge wie geübte Fallschirmspringer im Prater abheben, der Windtunnel mit 4,3 Meter Durchmesser ist die einzige Anlage für Indoor-Skydiving in Österreich. Zur Grundausstattung gehören Helm, Brille, Ohrstöpsel und Overall. In der Flugkammer aus durchsichtigem Panzerglas ist immer auch ein Instruktor zugegen, der im Fall des Falles zupackt, wenn es schneller als gewollt nach unten geht. Fliegen können bereits Kinder ab acht Jahre. Der Spaß ist mit 49 Euro für zwei Flugminuten samt Einschulung und Betreuung durch den Instruktor aber nicht gerade billig.

Vor allem in der kälteren Jahreszeit zieht es vermehrt arrivierte Fallschirmspringer in den Prater. Hier können sie Figuren und Formationen bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h praktisch unbegrenzt üben. "Bei einem Fallschirmsprung wird es sonst nach 45 Sekunden im freien Fall eher ungemütlich", sagt der Sportflieger Daniel Singer, der auch als Instruktor im Windobona tätig ist.

Die Zuschauer hinter der Glaswand wundern sich dann, was alles möglich ist, wenn nicht mehr die glücklichen Wappler mit ihren Einsteigerflügen unterwegs sind, sondern die Profis: Da schießen die Sportflieger bis zu 17 Meter im Windtunnel in die Höhe, um nur Augenblicke später kopfüber nach unten zu fliegen, Salti zu schlagen und Rotationen zu zeigen.

Der Instruktor ist natürlich auch Fallschirmspringer – und er zeigt, was alles möglich ist.
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Sportflieger im Wettkampf-Modus

Am kommenden Freitag (Training) und Samstag (Wettkampf) finden bei freiem Eintritt die dritten Austrian Nationals & Windobona Open im Prater statt. 50 Teams haben genannt, darunter Sportflieger aus Polen, Tschechien und der Slowakei.

Die Vorschau zu den Austrian Nationals & Windobona Open.

Beim "Formation Skydiving" müssen die Flieger vor den Augen einer Jury vorgegebene Figuren in kurzer Zeit abfliegen. Spektakulär sind Flüge in der "Vertical Formation", bei der es entweder praktisch im Fliegen stehend oder kopfüber zur Sache geht. (David Krutzler, 6.3.2019)