Die EU-Kommission hatte ursprünglich vorgeschlagen, die Zeitumstellung schon 2019 abzuschaffen. Dafür gab es jedoch keine Mehrheit. Geht alles glatt, könnte das Ende 2021 kommen.

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Frage: Ab wann kann man sich das Zeitumstellen sparen?

Antwort: Einen genauen Zeitplan, wann die Zeitumstellung in der EU abgeschafft wird, gibt es noch nicht. Am Dienstag ist der Tag der Abschaffung aber einen Schritt näher gerückt: Denn im Europaparlament hat breite Mehrheit der Straßburger Abgeordneten sich dafür ausgesprochen, dass die Uhren 2021 das letzte Mal auf dauerhafte Sommer- oder Winterzeit umgestellt werden müssen. Für die Empfehlung des EU-Parlaments votierten 410 Abgeordnete, dagegen stimmten 192. Die EU-Parlamentarier forderten auch eine Koordinierung der EU-Staaten, um ein Zeit-Chaos zu verhindern.

Frage: Reicht der Beschluss der Abgeordneten? Was muss noch passieren?

Antwort: Nur der Beschluss des Parlaments reicht nicht aus, um die Zeitumstellung abzuschaffen. Die finale Entscheidung liegt bei den EU-Staaten. Im Kreis der EU-Verkehrsminister gibt es noch offene Fragen. Zuletzt hieß es aber auch unter ihnen, dass das halbjährliche Zeitumstellen ab 2021 passé sein könnte. Das nächste Treffen der Verkehrsminister der Mitgliedsstaaten ist für Juni geplant.

Frage: Welche Zeit gilt in Zukunft?

Antwort: Das hängt von den Mitgliedsstaaten ab. Denn diese sollen selbst entscheiden, ob sie in Zukunft dauerhaft mit der Sommer- oder mit der Winterzeit leben wollen.

Frage: Und wie sieht das Österreich?

Antwort: Österreich hat erst seine Präferenz auf die Sommerzeit gelegt, bei einem informellen EU-Verkehrsministerrat stellte Minister Norbert Hofer (FPÖ) dies im Oktober allerdings zur Disposition. Wünschenswert wäre eine einheitliche Zeitzone, zumindest in Mitteleuropa. Österreich lugt vor allem nach Deutschland, von dem Nachbarland will man sich nicht zeitlich entfernen.

Frage: Wäre eine dauerhafte Sommerzeit nicht unnatürlich?

Antwort: Die Sonne ist heute in Eisenstadt um 6.26 Uhr und in Bregenz um 6.53 Uhr aufgegangen. Unser ganzes System von Zeitzonen spiegelt die Wirklichkeit mehr schlecht als recht wider. Wollten wir eine "natürliche" Zeitrechnung, müsste jede Stadt eine buchstäbliche Ortszeit haben, damit die Sonne genau zu Mittag im Zenit steht.

Frage: Was kann noch schiefgehen?

Antwort: Hofer will einen "Fleckerlteppich" in der EU jedenfalls vermeiden. Der Verkehrsausschuss hat nun eine Formulierung in das Gesetz hineingeschrieben, die eine Koordinierung unter den Mitgliedstaaten sicherstellen soll. Sollte es zu keiner koordinierten Vorgangsweise unter den Mitgliedstaaten kommen und eine Beeinträchtigung des europäischen Binnenmarkts durch zwischenstaatliche Zeitunterschiede drohen, könnte die Reißleine gezogen werden. Dann muss der Prozess von vorn losgehen. Das postulierte Ziel sind nicht mehr als die aktuellen drei Zonen.

Frage: Was sagt die Wirtschaft?

Antwort: Mehrere Branchen in der EU sorgen sich um ein Zersplittern der Zeitzonen. Darunter etwa die Luftfahrt und der EDV-Sektor, Flugexperten fürchten um die Attraktivität von Slots, wenn etwa Frankreich auf Winterzeit umstellen sollte, während Deutschland zur Sommerzeit tendiert.

Frage: Wie ist es zu dieser Entscheidung überhaupt gekommen?

Antwort: Die Sinnhaftigkeit dessen, dass im Herbst die Zeiger um eine Stunde zurück und im Sommer eine Stunde nach vorn gedreht werden, wird schon länger infrage gestellt. Im vergangenen Sommer ließ die EU daher über die Zeitumstellung abstimmen. Bei einer Onlinebefragung sprachen sich 84 Prozent der Teilnehmer gegen die zwei Zeiten aus. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, kündigte daraufhin einen entsprechenden Beschluss an: "Es macht keinen Sinn, Menschen zu fragen, was sie denken – und das dann zu ignorieren." Die EU-Kommission schlug schließlich vor, ab 2019 den Zeitsprung abzuschaffen. Dafür gab es jedoch keine Mehrheit.

Frage: Wer hat sich 2018 an der Abstimmung beteiligt?

Antwort: Die Umfrage wurde EU-weit durchgeführt. 4,6 Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab – ein Rekord. Allerdings sind das weniger als ein Prozent aller EU-Bürger. Die meisten, die sich an der Umfrage beteiligt haben, stammen gemessen an der Gesamtbevölkerung aus Deutschland und Österreich. Die wenigsten Personen stimmten in Großbritannien ab. Nur Griechenland und Zypern hatten sich mehrheitlich für eine Beibehaltung ausgesprochen.

Frage: Welche Folgen hatte die Sommerzeit für den Energieverbrauch?

Antwort: Als eines der Hauptargumente für die Sommerzeit wurde immer wieder die Energieersparnis angeführt. Die meisten Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass ein solcher Effekt kaum ins Gewicht fällt. Einige Experten beobachteten sogar einen höheren Energieverbrauch, unter anderem weil im Sommer die Klimaanlagen länger laufen.

Frage: Ist die Zeitumstellung ungesund?

Antwort: Die meisten Mediziner und Chronobiologen meinen eindeutig: ja. Herrscht Sommerzeit, dann geht man meist später zu Bett, steht aber aufgrund der Sonne trotzdem zur gleichen Zeit auf, verliert also im Schnitt eine Stunde Schlaf. Vor allem Kindern und Jugendlichen macht dieser Effekt zu schaffen, sagen Experten. Die Folgen des Schlafdefizits können Depressionen oder immunologische Probleme sein. Mit anderen Worten: Die Sommerzeit kann buchstäblich krankmachen.

Frage: Wann drehen wir das nächste Mal an der Uhr?

Antwort: Am letzten Märzwochenende wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Uhr um eine Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt. Dann gilt die Sommerzeit und wir verlieren eine Stunde Schlaf. (Oona Kroisleitner, Thomas Bergmayr, Jürgen Doppler, 6.3.2019)