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Der deutsche Biathlon-Olympiasieger Arnd Peiffer fragt sich nach der Serie an Dopingfällen in Österreich, was da los ist?

Foto: REUTERS/Murad Sezer

Östersund – Der deutsche Olympiasieger Arnd Peiffer hat die bei der nordischen Ski-WM im Zuge der "Operation Aderlass" aufgeflogenen Doper einen Tag vor dem Start der Biathlon-WM in Östersund als "Idioten" bezeichnet. "Ich war erschüttert, dass so etwas wieder vorkommt. Vor allem bei den Österreichern. Da denke ich mir, die müssen auch langsam mal gelernt haben. Nach Turin 2006, Johannes Dürr 2014 und Harald Wurm 2016 nun das. Da frage ich mich, was da los ist", sagte Peiffer dem Magazin "Sport Bild". "Das sind für mich Idioten, die unseren ganzen Sport in Verruf bringen."

Den Biathlon-Weltverband IBU sieht er Kampf gegen Doping indes auf einem guten Weg. "Was dort im Moment passiert, stimmt mich zuversichtlich. Es geht viel in Richtung mehr Transparenz, hoffentlich geht das so weiter", sagte Peiffer, der allerdings nicht glaubt, dass "die Vorkommnisse rund um die Olympischen Spiele 2014 jemals restlos aufgeklärt werden können".

IBU-Präsident: "Doping ist ein globales Problem"

Olle Dahlin, der Präsident des Biathlon-Weltverbands (IBU), hat im Kampf gegen Doping keine Angst vor behördlichen Maßnahmen wie zuletzt in Seefeld. "Wenn hier etwas passiert, kann ich nur sagen, dass es gut ist, wenn verbotene Dinge ans Licht kommen", sagte Dahlin der Deutschen Presse-Agentur. Kenntnis über besondere Vorbereitungen oder womöglich eine anstehende Razzia hat der Schwede aber nicht: "Ich habe nicht mehr Informationen, als in der Öffentlichkeit bekannt sind. Doping ist ein globales Problem."

Die Maßnahmen der österreichischen Behörden in der Vorwoche habe er genau verfolgt. "Ich hoffe, dass es abschreckt und bei den Dopern die Alarmglocken klingeln", sagte Dahlin. "Es ist wichtig, dass wir mit dieser Situation richtig umgehen und es kein Doping mehr gibt."

Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Seit Monaten ermitteln Behörden wegen des Doping- und Korruptionsskandals um die IBU. Im Zentrum der Untersuchungen steht der mittlerweile zurückgetretene Präsident Anders Besseberg (Norwegen), der unter anderem russische Dopingfälle vertuscht haben soll. Nachfolger Dahlin setzt sich für Transparenz und einen strikten Anti-Doping-Kampf ein, die Angst vor neuen Skandalen kann aber auch er nicht nehmen.

Magdalena Forsberg: "So blöd können sie nicht sein"

Die ehemalige Weltklasse-Biathletin Magdalena Forsberg äußerte den frommen Wunsch, "dass wir in Östersund keine Dopingfälle haben werden". Sie sei "jedes Mal geschockt. Das ist wie ein Krimi, der sich da abspielt", sagte die sechsmalige Weltmeisterin aus Schweden der Welt am Sonntag: "Man hofft immer, dass es kein Doping mehr gibt und denkt sich: Das macht kein Athlet mehr, so blöd können sie nicht sein."

Wunschdenken? Immer wieder wird die IBU von den Schatten der Vergangenheit eingeholt. Erst im Dezember hatten österreichische Behörden am Rande des Weltcups in Hochfilzen zehn Mitglieder des russischen Teams wegen möglicher Dopingverstöße ins Visier genommen. Gegenstand der Untersuchungen sind die Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen, wo reihenweise russische Biathleten gedopt an den Start gegangen sein sollen – und unbehelligt blieben.

Fourcade: "Schande"

Alexander Loginow, aktuell Zweiter des Gesamtweltcups hinter Johannes Thingnes Bö aus Norwegen, gilt als Symbol der (Doping-)Krise. Die Kollegen gehen dem Russen aus dem Weg. Nach Loginows Sieg im Jänner in Oberhof sprach Frankreichs fünfmaliger Olympiasieger Martin Fourcade, Vorkämpfer gegen Dopingmissbrauch, von "einer Schande" und verwehrte ihm den Handschlag. Loginow war 2014 als Blutdoper mit Epo aufgeflogen.

Die russischen Biathleten wehren sich allerdings gegen einen Generalverdacht. Für Anton Schipulin, der vor einigen Wochen seine Karriere beendet hatte, ist dies eine "Hexenjagd". Schipulin war wie andere russische Athleten vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht zu den Winterspielen 2018 in Pyeongchang zugelassen worden.

Es war nicht der einzige Skandal: Österreichs Bundespolizei hatte bei der WM in Hochfilzen das Teamquartier der Kasachen durchsucht und zahlreiche medizinische Produkte sichergestellt. Ende November 2018 hatte die IBU dann neun WM-Athleten Kasachstans gesperrt.

Schweden-Coach Pichler: "Gipfel der Dummheit"

Schwedens Cheftrainer Wolfgang Pichler erwartet nach der Doping-Razzia in Seefeld keine weiteren Skandale bei der Biathlon-WM. "Seefeld war schon der Gipfel der Dummheit. Ich hoffe, dass jetzt alle ein bisschen normal denken und nicht irgendetwas drehen wollen", sagte der Deutsche am Mittwoch im WM-Ort Östersund. "Wenn es noch irgendeinen gibt, der meint, er kann irgendetwas drehen, dann versteht man die Welt nicht mehr", sagte Pichler. (APA, sid, 5.3.2019)