"Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit". Das ist nicht nur das Motto der Künstlervereinigung Secession, sondern findet sich auch im Studium der Transdisziplinären Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien wieder. Von 3D-Modelling, Aktzeichnen und Naturstudien über Arbeiten mit Stein oder Metall bis hin zu Sound und kunsttheoretischen oder -philosophischen Fächern – in den Trans Arts ist erlaubt, was die Studierenden interessiert.

Wie der Name schon sagt, sind die Trans Arts ein fächerübergreifendes Feld, man kann sie nicht, wie etwa die Fotografie oder Bildhauerei, als klar abgegrenzte Disziplin definieren. Das Ziel ist, "Synergien zwischen den einzelnen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen herzustellen", heißt es auf der Uni-Webseite.

Themen und Materialien frei auswählen

Lukas Eisenhuber (21) hat gerade sein erstes Semester in der Trans-Arts-Klasse hinter sich. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit einer dystopischen Zukunftsvision. Er bezieht sich dabei auf die jüngsten Entwicklungen des sogenannten Genome-Editing, des bewussten Eingreifens in menschliche Gene. Sein Ausdrucksmittel: Ölfarben. Zuvor hat sich der angehende Künstler dem 3D-Modelling, also der Computergrafik, gewidmet. Der Übergang zur Malerei sei fließend gewesen, erzählt Eisenhuber. In beiden Disziplinen spiele die Deformierung des menschlichen Körpers eine wichtige Rolle.

Dass er sich frei mit verschiedenen Themen und Materialien auseinandersetzen kann, genieße er besonders. Normen gebe es keine, das sei das "Spannendste an der Kunst" aus Eisenhubers Sicht.

Lukas Eisenhuber ist im zweiten Semester an der Angewandten. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit dystopischen Zukunftsvisionen.
Foto: Roxane Seckauer

Was die Trans-Arts-Klasse von anderen Studiengängen an der Angewandten abhebt, ist ihre Leitung im Trio. Von den Studierenden werde das geschätzt. Verschiedene künstlerische Hintergründe der Lehrenden würden unterschiedliche Zugänge eröffnen, sagt Eisenhuber.

Auch Kai Trausenegger beschäftigt sich wie Eisenhuber unter anderem mit Ölmalerei. Denn, ist der 28-Jährige überzeugt, die Malerei sei für jeden Künstler unumgänglich, früher oder später komme jeder damit in Berührung. Doch je nachdem, welches Projekt er umsetzt, wählt er das passende Medium, um seine Idee richtig zum Ausdruck zu bringen. "Die Zukunft der bildenden Kunst ist trans", sagt Trausenegger. Er schätzt deren künstlerische Freiheit, die man etwa als Fotografie- oder Filmstudent nicht auf die gleiche Weise erlebe.

Kunst aus Gurken

Diese Freiheit führt auch dazu, dass die Trans Arts eine große Bandbreite unterschiedlicher Kunstwerke und Künstler hervorbringt. Das wurde besonders bei der Ausstellung, die auserwählte Trans-Arts-Studierende kürzlich in einer Galerie konzipierten, deutlich. Unter dem Titel Naja zeigten sie ihre Werke, die von der Toiletten-Soundgestaltung bis zu Deckenmalerei reichten.

Auch Margareta Klose war mit ihrer Arbeit vertreten. Sie studiert das Fach im Master und rückt in ihren Arbeiten unterschiedliche Prozesse in den Fokus. Für die Ausstellung stellte sie unter anderem Essiggurkerln her, am Tag der Eröffnung lud sie zum "Pickle Picnic".

Margareta Klose rückt in ihren Werken Prozesse in den Fokus. Für eine Uni-Ausstellung stellte sie Essiggurken her und lud zum "Pickle Picnic".
Foto: Margareta Klose

Einen Namen als Künstler haben sich die transdisziplinären Studierenden international noch nicht gemacht. Ambitionen, global erfolgreich zu sein, haben sie jedoch allemal. Das sei jedenfalls der Traum vieler Kunststudierenden – "ins Ausland gehen und berühmt zurückkommen", sagt Kai Trausenegger. Dass das aber nur die wenigsten schaffen, wissen die meisten von ihnen – auch Eisenhuber. Trotzdem möchte er sich einstweilen noch keine Gedanken über die Zeit nach dem Studium machen.

Ohnehin heiße es für die Studierenden zunächst noch: unter den Fittichen der Uni auf Entdeckungsreise zu gehen, im Meer der schönen Künste zu baden und das vielfältige Angebot ihres Studiengangs voll auszukosten, um zu lernen. "Und dabei darf man auch träumen", sagt Eisenhuber. (Roxane Seckauer, 13.3.2019)