Browder warnt Investoren vor Geschäften in Russland, nachdem er eine Korruptionsaffäre aufdeckte. Sein Anwalt Sergej Magnitski starb in einem Moskauer Gefängnis

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Einst war er einer der größten Investoren und lautesten Fürsprecher Russlands auf internationaler Bühne. Heute ist Bill Browder einer der weltweit schärfsten Kritiker des Kreml.

Geboren wurde er 1964 in Chicago ironischerweise als Enkel des früheren US-Kommunistenführers Earl Browder, der in den 30er-Jahren auch mehrfach über die Komintern in die Sowjetunion reiste.

Ob er die Affinität für das Land vom Opa oder seiner aus St. Petersburg stammenden Großmutter Raisa Berkman hatte, sei dahingestellt. In den 1990er-Jahren jedenfalls war Browder einer der ersten Investoren, die sich nach Russland trauten. 1996 gründete er die Investmentfirma Hermitage Capital Management, die sich vor allem auf Anlagen in Russland spezialisierte. Durchaus erfolgreich.

Bis 2005 hatte der Fonds Aktiva im Wert von vier Milliarden Dollar kumuliert. Doch dann war Schluss. Auf dem Flughafen Scheremetjewo verweigerten ihm russische Grenzer die Einreise, weil er angeblich die Sicherheit Russlands gefährdete. Zwei Jahre später wurde seine Fondsgesellschaft in Russland aufgelöst und ihm selbst Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Betrugsaffäre enthüllt

International bekannt wurde der Fall, als einer der Anwälte Browders, der Wirtschaftsprüfer Sergej Magnitski, in einem Moskauer Gefängnis starb. Magnitski hatte auf Anweisung Browders Korruption in der russischen Steuerbehörde untersucht und war dabei einer Betrugsaffäre auf die Spur gekommen, als er selbst wegen ebendieser Vorwürfe festgenommen wurde. Magnitskis Tod rief international ein enormes Echo hervor und hatte die ersten US-Sanktionen gegen Russland, die sogenannte Magnitski-Verordnung, zur Folge, deren Durchsetzung Browder forcierte.

Für Moskau wurde Browder damit und durch seine öffentlichen Warnungen davor, in Russland zu investieren, zum Staatsfeind Nummer eins. Wegen Steuerbetrugs wurde er – in Abwesenheit – zu neun Jahren Haft verurteilt. Inzwischen wird der sogar des Mordes beschuldigt. Interpol hat freilich alle Gesuche Moskaus auf Auslieferung des Unternehmers, der inzwischen einen britischen Pass besitzt, als politisch motiviert abgelehnt.

Und so wird der Familienvater die Russen wohl noch weiter mit seinen Enthüllungen und Ermittlungen reizen – und nicht nur sie. In Österreich hat sein Fonds Anzeige erstattet wegen eines Geldwäschenetzwerks, in das laut Medienberichten auch Raiffeisen verwickelt sein soll. (André Ballin, 7.1.2019)