Eine Pionierin feministischer Kunst: Carolee Schneemann.

Foto: Robert Newald

Anerkennung erfuhr die durch Performancekunst, Film und Body Art bekannt gewordene US-Künstlerin generell spät – erst 2017 wurde Carolee Schneemann in Venedig mit einem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Umso einflussreicher war ihre Kunst, die Geschlechterrollen und Sexualität ohne Angst vor Tabus anging.

1939 in Pennsylvania geboren, faszinierten Schneemann schon früh Anatomiebücher. Geschlecht, Sexualität und der menschliche Körper wurden später zu den prägenden Themen in ihrem Werk. In einer ihrer bekanntesten Arbeiten, Interior Scroll von 1975, zog Schneemann eine beschriftete Papierrolle aus ihrer Vagina, von der sie vorlas. Damit antwortete sie auf Kritik.

Vorurteile

Mit Vorurteilen von Männern hatte sie – nicht nur deswegen – immer wieder zu kämpfen. 2015 zeigte das Salzburger Museum der Moderne eine Retrospektive mit Arbeiten Schneemanns. Damals erklärte sie, wie sehr sie während des Malereistudiums entmutigt wurde. Anfang der 1960er war sie dafür nach New York gezogen. Malerei sei nichts für Frauen, sagte man ihr. Wenig verwunderlich, dass sie ihre Rolle als Frau im Kunstbetrieb offensiv thematisierte.

Schneemann machte weiter, ließ sich etwa an den Beinen aufhängen und bemalte Boden und Wände rund um sich. So kam sie zur Performance. Einflüsse für ihre gesellschaftskritische und politische Arbeit in weiteren Medien wie Experimentalfilm und Materialassemblage fasste sie auch aus Fluxus und Dada.

Sexualität

Körperlich waren Schneemanns Arbeiten immer wieder fordernd. Für die Performance "Meat Joy" (1964) agierten acht Darsteller neben flüssiger Farbe auch mit Fischen, Hühnern und Würsten. Das erinnere an einen "erotischen Ritus" zwischen Zartheit, Wildheit und Ekstase, stellte die Künstlerin fest. Patriarchale Strukturen und deren moralische Urteile in Bezug auf Sexualität und das Wohlbefinden des Körpers damit lehnte sie ab. Mit ihrem Ehemann filmte sie sich wiederholt beim Sex.

Am Mittwoch ist Schneemann verstorben, sie wurde 79 Jahre alt. (red, 7.3.2019)