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23 der 24 Bundesstaaten waren vom Stromausfall am Donnerstag betroffen.

Foto: REUTERS/Manaure Quintero

Caracas – Inmitten des wachsenden Chaos in Venezuela planen Regierung und Opposition ein neues Kräftemessen. Der selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó forderte seine Anhänger auf, am Samstag "mit so viel Kraft wie noch nie" auf die Straßen zu gehen.

Sein Gegenspieler Nicolás Maduro rief zu Großkundgebungen gegen "Imperialismus" auf. Maduros Regierung warf den USA vor, mit einem Cyberangriff den Stromausfall verursacht zu haben, der das Land seit Donnerstag lähmt.

Der gigantische Stromausfall und die Aufrufe zu neuen Massenprotesten drohten die Krise weiter zu verschärfen. Die Regierung schickte schon Samstag früh (Ortszeit) bewaffnete Polizisten zum Kundgebungsort der Opposition in der Hauptstadt Caracas. Abgeordnete der Opposition erklärten, in der Nacht seien drei Mitarbeiter beim Aufbau einer Bühne festgenommen worden.

In den meisten Stadtteilen von Caracas und im Südosten Venezuelas konnte die Stromversorgung am Freitagabend oder im Laufe der Nacht wiederhergestellt werden. In den anderen Landesteilen saßen die Menschen aber die zweite Nacht in Folge im Dunkeln.

Der Stromausfall hatte das Land am Donnerstag um 16.50 Uhr (Ortszeit, 21.50 Uhr MEZ) lahmgelegt. In Caracas kam es zu einem Verkehrschaos. In den Wohnhäusern fiel auch die Trinkwasserversorgung aus, weil das Wasser mit elektrischen Pumpen verteilt wird. Viele Menschen konnten nicht mehr einkaufen, weil in Venezuela Bargeld-Mangel herrscht und sogar Brot elektronisch mit Karte bezahlt wird.

Kein U-Bahn-Verkehr

Die Telefon- und Internetverbindungen funktionierten am Samstag teilweise wieder. Die U-Bahn in Caracas, die jeden Tag fast zwei Millionen Menschen befördert, fuhr aber immer noch nicht.

Auch in den Krankenhäusern herrschten weiter chaotische Zustände. Die meisten Kliniken haben keine Generatoren oder nutzen sie nur in Notfällen. Im Universitätsklinikum in Caracas starb eine Frau, weil ihr Beatmungsgerät nicht mehr funktionierte. Im größten Leichenschauhaus in Caracas versagten die Kühlanlagen. "Wir können keine weiteren Leichen annehmen", sagte ein Angestellter.

Die genaue Ursache für den Stromausfall ist bisher unklar. Experten und die Opposition werfen der Regierung von Maduro vor, in der Vergangenheit nicht genug in die Infrastruktur investiert zu haben.

Maduro beschuldigt dagegen die USA, einen "Stromkrieg" gegen sein Land zu führen. Der staatliche Energiekonzern Corpoelec sprach bereits am Donnerstag von einem "Sabotage"-Akt gegen das größte Wasserkraftwerk des Landes.

Maduros Kommunikationsminister Jorge Rodríguez machte am Freitag einen "Cyberangriff" auf das Kontrollsystem des Wasserkraftwerks Guri verantwortlich, das 80 Prozent des Stroms für das Land produziert. Er kündigte an, einer Delegation von UNO-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet bei deren Besuch in wenigen Tagen "Beweise" für die Verantwortung der USA vorzulegen.

Verteidigungsminister Vladimir Padino sprach im staatlichen Fernsehsender VTV von einem "gezielten" Angriff der USA und kündigte einen "Einsatz" der Armee an. Einzelheiten nannte er allerdings nicht. (APA, red, 9.3.2019)