Canberra – Das war Body-Art in jeder Hinsicht: Forscher der Australian National University berichten im "Journal of Island and Coastal Archaeology", dass sie im Archipel von Tonga die wohl ältesten bekannten Tätowierwerkzeuge der Welt aufgespürt haben. Es handelt sich um für den polynesischen Kulturraum typische Tätowierkämme, die laut Radiokarbondatierung etwa 2.700 Jahre alt sind. Und einige davon wurden offenbar aus Menschenknochen hergestellt.

Jahrtausendealtes Set

Die Artefakte (ein Foto finden Sie hier, man sieht allerdings nicht viel) wurden eigentlich bereits 1963 auf der Hauptinsel Tongatapu entdeckt. Allerdings hatte man ihnen keine allzu große Aufmerksamkeit geschenkt, da man sie für wesentlich jünger hielt. Ursprünglich soll das Set auch einen Behälter für Tinte enthalten haben – der ist in der Zwischenzeit aber leider verloren gegangen.

Zwei der vier Kämme sollen aus Vogelknochen hergestellt worden sein – bei den anderen beiden ist Studien-Koautorin Michelle Langley davon überzeugt, dass sie aus Menschenknochen bestehen: "Es gab zu jener Zeit keine Säugetiere dieser Größe auf der Insel, und Menschenknochen waren das bevorzugte Material für Tätowierkämme."

Lange Tradition(en)

In der Pazifik-Region wird bis heute noch nach alter Weise tätowiert: mit Tätowierkamm und Holzstab. Mit Stab und Kamm wird die Tinte praktisch in die Haut eingeschlagen. Von dem Geräusch, das dabei einsteht ("Tat-Tat") entwickelte sich später der polynesische Begriff "Tau Tau". Daraus wurde dann das heutige englische Wort "Tattoo".

Das Tätowieren an sich ist allerdings keine ausschließlich polynesische Kunstform, sondern wurde in vielen historischen und prähistorischen Kulturen praktiziert – nicht zuletzt auch im Alpenraum: Tätowierungen fanden Forscher auch auf dem über 5.200 Jahre alten Körper von Ötzi. (red, APA, 9. 3. 2019)