Christian Wehrschütz, hier 2015 bei einem Bericht aus Donezk.

Screenshot: ORF

Wien – Für das Weltjournal schneidet Christian Wehrschütz gerade eine Doku über die Ukraine fünf Jahre nach dem Aufstand auf dem Kiewer Maidan und der russischen Annexion der Halbinsel Krim. Ins Land kann der ORF-Korrespondent vorerst nicht: Donnerstag erfuhr er, dass ihm der Geheimdienst der Ukraine die Einreise vorerst verweigert.

Wehrschütz will dagegen mit rechtlichen Mitteln vorgehen, sagt er am Freitag dem STANDARD. Sobald er das Verbot schriftlich hat – und Erklärungen dafür. Bisher warfen ihm ukrainische Behörden – und ukrainische Onlineportale – Propaganda gegen die Ukraine, illegale Grenzübertritte zwischen Krim und Ukraine sowie in die ostukrainischen Rebellengebiete von Donezk und Luhansk vor.

"Ideologie der Volksfeinde"

"Ich habe Grenzen immer nur rechtmäßig überquert", sagt Wehrschütz. Der Propagandavorwurf sei lächerlich: "Wenn man sehen will, mit welchen Problemen und Herausforderungen die Ukraine konfrontiert ist, braucht man nur jede Woche die 'Kiew Post' lesen", verweist der ORF-Korrespondent auf die englischsprachige "Global Voice" der Ukraine. Aber, so Wehrschütz: "Wenn die Darstellung von Korruption und sich verschlechternder Medienfreiheit, wie sie Amnesty und Freedom House feststellen, anti-ukrainische Propaganda sind, dann nähern wir uns einer Ideologie der Volksfeinde."

Schaden für die Ukraine

Das Absurde am Einreiseverbot aus seiner Sicht: "Damit schadet die Behörde sich und dem Land weit mehr, als würde sie mich weiter einreisen und arbeiten lassen."

Kritik an Einreiseverbot für Wehrschütz.
ORF

Doch absurd sei manches an der Arbeit mit bestimmten ukrainischen Behörden: Das Verteidigungsministerium lade gern am Vortag zu Pressekonferenzen – für den Zutritt müssen ausländische Journalisten drei Tage vorher eine Sondergenehmigung beantragen.

Die ukrainischen Staatsbahnen ließen Wehrschütz für ein Vorgespräch für seine Weltjournal-Doku nur in einen Vorraum: Ausländer dürften nicht ins Gebäude. Die Gesundheitsministerin indes begleitete Wehrschütz samt Team bereitwillig durch ein Spital – in dem Sektor konstatiert er erfolgreiche Reformschritte.

"Sorge selbst für meine Sicherheit"

Eine ukrainische Parlamentarierin erklärte am Freitag, das einjährige Einreiseverbot diene Wehrschütz’ persönlicher Sicherheit. Er habe im Dezember erklärt, er fürchte dort um sein Leben. Wehrschütz dazu zum STANDARD: "Ich habe in fünf Jahren Ukraine selbst für meine Sicherheit gesorgt. Wenn das der Grund für das Verbot ist, können sie es sofort aufheben. Dann fliege ich am Donnerstag nach Kiew."

Außenministerin Karin Kneissl lud in der Sache den ukrainischen Botschafter vor. (fid, 8.3.2019)