Die Kirche bewegt sich doch, zumindest die evangelische. Am Wochenende beschloss die Synode der Protestanten, das evangelische Kirchenparlament, die Ehe für homosexuelle Paare zu öffnen. Allerdings mit Einschränkungen: Die Bezeichnung "Ehe" bleibt Mann und Frau vorbehalten, für gleichgeschlechtliche Paare gilt künftig bloß eine "eheanaloge Partnerschaft". Doch für beide Konstellationen ist die Form der Trauung dieselbe, nämlich ein Dank- und Segnungsgottesdienst. Es ist noch keine Gleichstellung, aber eine Annäherung an die Gleichberechtigung – bisher konnten homosexuelle Paare nur eine Segnung im seelsorgerischen Rahmen erhalten.
Seit längerem ringt die evangelische Kirche um eine Linie im Umgang mit der gleichgeschlechtlichen Ehe. Im Dezember wurden die Weichen Richtung Öffnung gestellt und eine Debatte innerhalb der Kirche begonnen. Am Anfang stand das Eingeständnis, dass sich die Bedingungen für Beziehungen heute gegenüber den Entstehungszeiten der Bibel und der Bekenntnisschriften geändert haben. Diese Diskussionsgrundlage könnte sich auch die katholische Kirche zu Herzen nehmen.
Warum trotzdem nur ein Kompromiss herausgekommen ist? Die evangelische Kirche ist, im Gegensatz zur katholischen, demokratisch organisiert. Eine Entscheidung ohne Zustimmung der Ausführenden ist nicht möglich. Der erste Schritt ist getan, weitere sollten folgen. (Marie-Theres Egyed, 10.3.2019)