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Ethiopian Airlines lässt alle Boeing 737 Max auf dem Boden.

Foto: reuters / Amr Dalsh

Chicago/Peking – Nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien gerät der US-Hersteller Boeing unter Druck. Chinas Luftfahrtaufsicht CAAC hat den chinesischen Fluggesellschaften am Montag angeordnet, ihre Maschinen des Typs Boeing 737 Max vorerst nicht mehr einzusetzen. Damit solle die Flugsicherheit gewährleistet werden. Die CAAC will nun Boeing und die US-Behörden kontaktieren.

Auch Ethiopian Airlines erteilte allen baugleichen Maschinen ein Startverbot. "Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme am Boden zu belassen", hieß es am Montag.

Vorstellung des neuen Modells verschoben

Ein Boeing-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu Chinas Entscheidung ab. Der Flugzeughersteller kündigte allerdings an, dass er die für Mittwoch in Seattle geplante Feier zur Vorstellung des neuen Modells 777x verschieben werde. Man konzentriere sich nun darauf, die betroffene Fluglinie zu "unterstützen".

Zugleich betonte ein Sprecher, dass es bei der Auslieferung des neuen Großraumflugzeugs keinerlei Verzögerung gebe. Der Ultralangstreckenflieger setzt wie die Unglücksmaschine auf eine Spritspartechnologie und soll etwa Flüge von Mitteleuropa nach Australien ohne Tankstopps ermöglichen.

Ähnliche Fälle

Bei dem Unglück in Äthiopien kamen alle 157 Menschen an Bord ums Leben. Die Ermittlungen zur Absturzursache liefen am Montag weiter. In Kürze sollten auch Experten von Boeing und der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB anreisen.

Es ist bereits der zweite Absturz einer Boeing 737 Max 8, die erst seit 2017 ausgeliefert werden, binnen fünf Monaten. Am 29. Oktober 2018 war eine Maschine kurz nach dem Start in Jakarta ins Meer gestürzt, die Unglücksursache wird noch untersucht. Die CAAC sprach von einer gewissen Ähnlichkeit der Fälle. Beide Maschinen seien während der Startphase abgestürzt. Der Behörde zufolge haben chinesische Fluggesellschaften 96 Maschinen vom Typ 737 Max in Betrieb.

Kritik an Boeings Pilotentraining

Ein US-Regierungsvertreter nannte es unklar, auf Basis welcher Informationen China den Beschluss zum Startverbot getroffen habe. Ein ähnliches Vorgehen der US-Behörden sei nicht geplant. Die Sicherheitsbilanz der Boeing 737 Max in den USA sei glänzend.

Nach dem Absturz in Indonesien hatten Luftfahrtexperten kritisiert, dass Boeing die Fluggesellschaften und Piloten nicht ausreichend über ein neues System gegen Strömungsabrisse informiert habe. Kritisiert wurde auch das Pilotentraining für das neue Modell.

Drei Oberösterreicher unter Opfern

Allerdings hätte die Lion-Air-Maschine laut einem vorläufigen Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden wegen gravierender technischer Mängel nicht starten dürfen. Sie hatte demnach Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den AOA-Sensoren, die Daten zum Auftrieb des Flugzeugs liefern. Der endgültige Untersuchungsbericht steht noch aus.

Unter den 157 Opfern des Absturzes in Äthiopien waren laut Außenministerium auch drei Ärzte aus Oberösterreich, die beruflich nach Sansibar unterwegs waren und ein Pfarrer aus Kärnten. Zudem wurden mindestens 19 UN-Mitarbeiter getötet. Die Uno setzte daher am Montag die Flaggen auf halbmast. (APA, Reuters, 11.3.2019)