In Nordrhein-Westfalen wurde der gesamte Zugverkehr in der Nacht eingestellt.

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Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt und blockierten Straßen und Schienen.

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Wien / Linz / Bregenz / St. Pölten / Wiesbaden – Wegen des Sturmtiefs Eberhard haben rund 400 Fahrgäste eines Intercity-Zuges mehr als drei Stunden lang in Wabern im deutschen Bundesland Hessen ausharren müssen. Wegen einer technischen Störung hatten die Passagiere am Sonntagabend auf einen Ersatzzug warten müssen, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Abend mit.

Weil umgestürzte Bäume die Schienen blockierten, kam der Ersatzzug aus Kassel erst gegen 21 Uhr dort an, wo der IC 2375, der von Westerland in Richtung Karlsruhe unterwegs war, gegen 17.30 Uhr gestrandet war. Man habe die Reisenden zwischenzeitlich mit Essen und Getränken versorgt, sagte die Sprecherin. Die technische Störung des ICs hatte nach Angaben der Bahn nichts mit dem Sturmtief zu tun. Nach dem Umstieg fuhr der Ersatzzug die planmäßige Route des IC nach Karlsruhe weiter.

Hunderte Einsätze in Österreich

Ein Sturm hat in der Nacht auf Montag auch in fast jedem Bezirk Niederösterreichs für Feuerwehreinsätze gesorgt. Letztlich waren es 145, berichtete Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Montagfrüh. Besonders betroffen waren die Bezirke Amstetten und Melk, aber auch das Waldviertel mit den Bezirken Zwettl, Gmünd, Waidhofen a. d. Thaya und Horn.

Laut Resperger waren 138 Feuerwehren mit 1.500 Mitgliedern aufgeboten. Die Helfer mussten unter anderem mehr als 100 Bäume beseitigen, die in Strom- oder Telefonleitungen gestürzt waren oder Straßen blockierten. Zudem wurden Gerüstteile und Plakatwände aus ihren Verankerungen gerissen.

Drei Leichtverletzte

Drei Leichtverletzte wurden dem Feuerwehrsprecher zufolge bei einem Unfall in Windigsteig im Bezirk Waidhofen a. d. Thaya gemeldet. Sie waren mit ihrem Auto gegen einen auf die Landesstraße gestürzten Baum geprallt.

Gefordert waren Feuerwehren in der Nacht auf Montag auch bei zwei Bränden. In Schönbeck im Bezirk Zwettl ging der Dachstuhl eines Wohnhauses in Flammen auf. Ein Übergreifen der Flammen auf den Wohnbereich wurde verhindert, fünf Feuerwehren standen im Einsatz.

Sogar 13 waren es in Zeillern im Bezirk Amstetten, wo auf einem Bauernhof ein Brand ausgebrochen war. Beim Eintreffen der Helfer stand der Wirtschaftstrakt bereits in Flammen, der Wohnbereich wurde gerettet, ebenso ein Stall mit Kälbern. Nachlöscharbeiten dauerten in der Früh noch an.

60 Einsätze in Salzburg

Auch im Salzburger Flachgau und in der Landeshauptstadt Salzburg hielt der Sturm die Feuerwehren auf Trab, Bäume stürzten auf Straßen, Häuser und Autos. Im Flachgau rückten die Helfer von 21 Feuerwehren zu rund 40 Einsätzen aus, berichtete das Landesfeuerwehrkommando.

"Hauptproblem waren sehr starke Windböen mit weit über 80 Stundenkilometer, die zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen führten", berichtete Kommandant Leo Winter. Die erste Alarmierung ging bereits um 16 Uhr ein. Schäden gab es in 21 Gemeinden des Flachgaus, das sind fast zwei Drittel aller Gemeinden. Auch in der Stadt Salzburg wurde die Berufsfeuerwehr zu rund 20 Einsätzen gerufen, unter anderem fiel ein Baum auf eine Obus-Oberleitung.

Erneuter Einsatz im Wiener Donauzentrum

Die Wiener Berufsfeuerwehr absolvierte von Sonntagnachmittag bis Montagvormittag rund 40 Einsätze zur Beseitigung von Sturmschäden, sagte Feuerwehrsprecher Jürgen Figerl. Es ging vor allem um lose Dachziegel, abgebrochene Äste, umsturzgefährdete Bäume und umgefallene Baustellengitter, die den Verkehr behinderten und rasch weggeräumt werden mussten.

Sonntagabend führte der starke Wind außerdem zu einem neuerlichen Einsatz beim Donauzentrum, das am Tag zuvor gebrannt hatte. Diesmal machten die Feuerwehrleute Fassaden- und Blechteile am Dach des Einkaufszentrums sturmsicher. Die Dachkonstruktion hatte zuvor für die Löscharbeiten geöffnet werden müssen.

Evakuierung eines Zuges in Oberösterreich

In Oberösterreich löste Eberhard von Sonntagabend bis Montagfrüh rund 250 Feuerwehreinsätze aus. Gegen 16 Uhr erreichten die ersten starken Windböen das Innviertel, danach zog das Sturmzentrum weiter über den Donauraum ins Mühlviertel. Windspitzen von bis zu 100 km/h entwurzelten zahlreiche Bäume, die Verkehrswege blockierten. Insgesamt standen seit Sonntagabend 2.500 Feuerwehrleute im Einsatz. Ihr Hauptaugenmerk lag darauf, die Straßen wieder für den Verkehr freizumachen.

In Münzkirchen erfasste Sonntagabend eine Windböe einen Anhänger, der einen Swimmingpool geladen hatte. Das Schwimmbecken war zuvor auf einer Messe ausgestellt worden und sollte zum Händler zurückgebracht werden. Wegen des starken Windes kippte das Gespann aber seitlich um. Die Feuerwehr war vier Stunden lang damit beschäftigt, es wieder aufzurichten, um es abzutransportieren.

In Niederwaldkichen im Bezirk Rohrbach alarmierte der Notfallkoordinator der ÖBB die Feuerwehr, weil ein Baum einen Zug blockierte. Der Zug wurden evakuiert, verletzt wurde niemand.

Absagen der Funken-Feuer in Vorarlberg

In Vorarlberg führte der Sturm zu Absagen der traditionellen Funkenfeuer. 17 der rund 100 über das ganze Land verteilten Funken wurden aus Sicherheitsgründen nicht angezündet und sollen erst Ende der Woche in Brand gesteckt werden. Die Feuerwehren verzeichneten 19 Einsätze, um umgestürzte Bäume oder Bauzäune aus dem Weg zu räumen. Verletzt wurde niemand.

Die Funkenfeuer bilden den traditionellen Abschluss der Vorarlberger Fasnacht, mit dem der Winter ausgetrieben wird. Am Sonntag aber demonstrierte das Wetter seine Macht und verhinderte vielerorts das Abbrennen der Funken. Wie gefährlich das Hantieren mit Feuer am Sonntag war, zeigte sich in Vandans im Bezirk Bludenz, wo laut ORF Vorarlberg eine Thujenhecke aufgrund von Funkenflug in Brand geriet. Die Funken stammten von einem etwa 40 Meter entfernten, bereits abgelöschten Lagerfeuer auf dem Funkenplatz.

Weltrekordversuch in Lustenau

Von den Verschiebungen nicht betroffen war der Weltrekordversuch in Lustenau. Anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens errichtet die "Hofstalder Funkenzunft" dort den weltweit höchsten Funken. Dieser soll mit 58,60 Metern so hoch werden wie die Lustenauer Kirche St. Peter und Paul. Den Rekord für das "tallest bonfire" (höchstes Lagerfeuer) hält laut Guinness-Buch der Rekorde seit 2016 die norwegische Stadt Ålesund mit einem rund 47 Meter hohen Mittsommerfeuer.

Der Weltrekordversuch war von Anfang an für 16. März um 20 Uhr angesetzt. Um 16 Uhr wird die offizielle Höhenmessung vorgenommen. Sollte ein Abbrennen des Funkens am Samstag aus Wettergründen nicht möglich sein, so soll er Sonntagmittag angezündet werden. (APA, red, 11.3.2019)