Eine neue europäische Studie, an der unter anderem das Klinikum Essen und die Medizinische Universität Innsbruck beteiligt waren, führt womöglich zu einem Paradigmenwechsel bei der Operation von Eierstockkrebs. Bis dato war in diesem Rahmen eine Lymphknotenentfernung Usus, die neu gewonnenen Erkenntnisse deuten in eine andere Richtung.

Lange Zeit wurde an der Lymphknotenentfernung bei einer Eierstockkrebs-Operation nicht gerüttelt. "Bisher war eine Lymphknotenentfernung wichtig, da dort ja auch Tumore sitzen", sagt der Gynäkologe Christian Marth, Leiter der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck. Problematiken bei dieser Entfernung gab es aber schon immer, etwa eine Anschwellung der Beine der Patientinnen, so Marth. Erste Zweifel an der Entfernungs-Praktik habe es außerdem schon bei einer im Jahr 2008 begonnenen Studie gegeben.

Schwächt die Abwehr

Die nunmehr vorliegenden Ergebnisse einer neuen Studie mit 647 Patientinnen stellen der Praxis der Lymphknotenentfernung jedenfalls ein schlechtes Zeugnis aus. Laut der Studie habe die bei Teilen der Patientinnen durchgeführte Lymphknotenentfernung keinen Vorteil gebracht. Diese auf den ersten Blick paradoxe Situation lasse sich mit aus der Immuntherapie generierten Erkenntnissen erklären. "Mit der Lymphknotenentfernung entnehmen wir ja auch gesundes Gewebe", erklärt Marth "Damit reduzieren wir womöglich auch die Chance, dass das eigene Immunsystem genutzt werden kann und Lymphozyten (Kategorie von weißen Blutkörperchen, Anm.) produziert werden."

Aufgrund dieser wissenschaftlichen Einsichten hat Marth ganz klare Operations-Richtlinien zur Hand: "Bei der Operation in der Bauchhöhle muss man sehr aggressiv vorgehen, denn dort wird die Tumormasse reduziert." Von der lange Zeit üblichen zusätzlichen Lymphknotenentfernung rät der Gynäkologe aber ab. "Die meisten spezialisierten Zentren führen diese Art der Operation nicht mehr durch", erklärt er. (APA, 12.3.2019)