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Schauspielerin Gal Gadot legt sich mit Israels Premier Benjamin Netanjahu an.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Kampflustig kannte man Gal Gadot bisher vor allem von der Kinoleinwand: mit Lendenschurz, Schwert und Schild. Nun ist die Hollywood-Schauspielerin mit israelischen Wurzeln auch im echten Leben einer Kollegin in der Heimat zur Seite gesprungen und hat diese gegen Angriffe von keinem Geringeren als Israels Premier Benjamin Netanjahu verteidigt.

"Rotem, meine Schwester, du bist eine Inspiration für uns alle", wandte sich Gadot auf Instagram an ihre Freundin Rotem Sela, Schauspielerin, Model und TV-Moderatorin. Sela war in die Kritik des Premiers geraten, weil sie auf Instagram kräftig gegen Netanjahus Parteikollegin, die bisherige Kulturministerin Miri Regev, gewettert hatte. Diese hatte in einem Fernsehinterview gewarnt, dass im Fall einer Wahlniederlage Netanjahus dessen Rivale Benny Gantz eine Koalition mit den Arabern eingehen werde.

"Das Land aller Bürger"

In ihrem Posting empörte sich Sela, warum Regev nicht gefragt werde, welches Problem es denn mit den Arabern gebe. "Wann wird irgendjemand in dieser Regierung der Öffentlichkeit mitteilen, dass dies das Land all seiner Bürger ist und dass alle Menschen gleich geboren werden?", schrieb Sela.

Ganz anders sieht das der Regierungschef, der sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ, den Kommentar des landesweit bekannten TV-Stars für Wahlkampfzwecke zu nutzen und in den sozialen Netzwerken zu kontern: "Liebe Rotem, eine wichtige Korrektur: Israel ist nicht der Staat aller Bürger. Laut Nationalitätsgesetz, das wir verabschiedet haben, ist Israel der Nationalstaat des jüdischen Volkes – und nur von diesem."

Das umstrittene Gesetz war im vergangenen Sommer auf den Weg gebracht worden: Arabisch wurde darin von einer Amtssprache zu einer "Sprache mit besonderem Status" de facto degradiert, und der Bau von jüdischen Ortschaften wurde zum nationalen Ziel erhoben.

Israel Präsident Reuven Rivlin hat sich am Montag in die Debatte eingeschaltet und bei einer Rede in Jerusalem Netanjahu indirekt kritisiert: "Es gibt keine Erste-Klasse-Bürger und es gibt keine Zweite-Klasse-Wähler. Wir sind alle gleich im Wahllokal. Wir sind alle in der Knesset vertreten."

Abschied vom Gleichheitsprinzip

Aber: Das Prinzip der Gleichheit fehlt in dem Gesetz. Vor allem Minderheiten fühlen sich seither als Bürger zweiter Klasse. Netanjahu schrieb auf Facebook weiter, es gebe zwar kein Problem mit den arabischen Bürgern Israels, die gleiche Rechte hätten. Seiner Partei, dem Likud, gehe es aber um die Frage, ob es eine starke rechte Regierung mit ihm an der Spitze geben werde – oder aber eine linke Regierung mit Yair Lapid und Benny Gantz, unterstützt von den arabischen Parteien. "Lapid und Gantz können anderweitig keine Regierung bilden, und solch eine Regierung untergräbt die Sicherheit des Staates und der Bürger."

Den Angriff auf Sela wollte wiederum Hollywood-Star Gadot nicht so stehen lassen und schrieb an ihre 28,2 Millionen Instagram-Follower – mit Seitenhieb auf Netanjahu: "Liebe deinen Nachbarn wie dich selbst." Es gehe dabei nicht um rechts oder links, jüdisch oder arabisch, säkular oder religiös – es sei eine Sache von Dialog: für Frieden, Gleichheit und Toleranz.

Dass sich Netanjahus Prophezeiung, Gantz und Lapid werden mit den arabischen Parteien koalieren, bewahrheitet, gilt als unwahrscheinlich: In der Tat dürfte im Fall eines Wahlsiegs die Regierungsbildung für das Bündnis "Blau-Weiß" zwar schwierig werden. Eine Koalition mit den arabischen Parteien kommt aber nicht infrage, hat Lapid schon im Februar auf Twitter festgehalten. Die arabischen Parteien wiederum saßen bisher in keiner einzigen israelischen Regierung – und sie haben auch zukünftig nicht vor, daran etwas zu ändern. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 11.3.2019)