Vom Himmel zur Hölle: Schiller und Goethe im Treibhaus Innsbruck.

Foto: Iris und Alois Krug

Dass es Generationen von Schülern angesichts der auswendig zu lernenden Strophen von Goethes Erlkönig oder – Höchststrafe! – Schillers Glocke die Grausbirnen aufgezogen hat, ist nichts Neues. Im Klassenzimmer hat die deutsche Klassik geringe Beliebtheitswerte. Wobei man sich durchaus um Image-Korrektur bemüht – googeln Sie einmal Schiller-Rap. Kommt hinzu, dass TV-Satiriker wie Jan Böhmermann sich mit dem Staubwedel an den Heroen deutscher Dichtung zu schaffen machen. Nun fragt sich halt, was Theater beitragen kann, ohne sich in dumpfer Anbiederung an den Pimp-my-Klassik-Trend zu ergehen.

Das Innsbrucker Staatstheater ist angetreten, mit Goethe und Schiller Vom Himmel durch die Welt zur Hölle zu fahren. Der Weg führt geradewegs unter die Diskokugel. Aber man sollte sich vom Streulicht nicht blenden lassen: Die Dichter werden hier erfreulicherweise beim Wort genommen. Was dieses wiegt, ist die Frage. Sie lässt sich auch jenseits des biederen Ernstes mancher Deutschstunde beantworten.

Das Universeller herausgekitzelt

Den Beweis dafür tritt Mona Kraushaar mit einer aus berühmten Balladen und Theatertexten inszenierten Nummernrevue an. Die schwankt mitunter zwar ein wenig zwischen den Extremen eines vom Blatt gelesenen Frontalvortrags und reiner Parodie, letztlich wird hier aber doch ziemlich erhellend das Universelle aus der Weimarer Dichtkunst herausgekitzelt.

Esther Frommann hat die Bühne mit Stoffbahnen ausgestattet, von denen u. a. die Parolen der Französischen Revolution herunterzwinkern, vom DJ-Pult aus liefert Maurizio Nardo den am Puls von Goethe- und Schiller-Vertonungen fühlenden Soundtrack zur Klassikerübermalung. An Nina Hagens Gretchen lässt sich da etwa anknüpfen, Carmen Gratl nimmt den Punk herrlich hemmungslos in die Sesenheimer Lieder mit. Überzeugend zwischen Trip und Seelenstrip agieren auch Frank Röder und ganz besonders Daniela Bjelobradić. (ij, 11.3.2019)