Besuch bein langjährigen Bekannten: Kneissl trifft in Moskau ihren Amtskollegen Lawrow (li., Archivbild mit Putin, Mi., vom Juni 2018).

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Außenministerin Karin Kneissl will bei ihrem Moskau-Besuch am Dienstag die Entwicklung des österreichisch-russischen Verhältnisses durch ein neues Format – genannt Sotschi-Dialog – vorantreiben. Als Vorbild nannte sie Deutschland und Frankreich, die ihren Angaben zufolge ebenfalls über den "Petersburger Dialog" und den "Dialogue de Trianon" Anknüpfungspunkte für Wirtschaft und Zivilgesellschaft geschaffen haben.

Ihr Verhältnis zu Russland charakterisierte Kneissl in einem Vorabinterview mit der russischen Tageszeitung "Kommersant" als pragmatisch. Sie habe dabei stets die Interessen Österreichs im Blick. Das Hochzeitstänzchen mit Wladimir Putin, den sie seit 2001 kenne und "der mit dem ihm eigenen Charme" ihren Festtag bereichert habe, verteidigte sie trotz der nachfolgenden Medienkritik.

"Das verbindet"

Es sei immer leichter, Verhandlungen zu führen, wenn Sympathie zwischen den Gesprächspartnern herrsche. Dies gilt wohl auch für das Verhältnis zu ihrem Kollegen Sergej Lawrow, mit dem Kneissl nach eigenen Angaben schon die eine oder andere Zigarette geraucht hat – "das verbindet".

Die Raucherpause mit Lawrow dürfte Kneissl tatsächlich Pluspunkte bei ihrem Visavis eingebracht haben. Der 68-Jährige gilt als passionierter Raucher. Während seiner Zeit als ständiger Vertreter Russlands bei der UN stritt er sogar mit UN-Generalsekretär Kofi Annan, als dieser den Diplomaten das Rauchen im UN-Hauptgebäude verbieten wollte.

Diese persönliche Sympathie dürfte helfen, über die jüngste Verstimmung im Verhältnis zwischen Moskau und Wien hinwegzukommen. Zur Erinnerung: Kneissl sollte schon im Dezember nach Moskau reisen, doch dann wurde publik, dass ein Oberst im Bundesheer für Russland spioniert haben soll. Lawrow reagierte verärgert auf die Anschuldigungen, solche Fälle sollten nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden, sagte er und mahnte "mehr Takt" bei seinen Wiener Kollegen an.

Gas und Spione

In Moskau wird Kneissl den Fall anscheinend nicht ansprechen. Im Interview zeigte sie sich erstaunlich uninformiert über die Untersuchungen. Stattdessen wird die Ministerin wohl eher versuchen, die Rolle Österreichs als Hub für russische Gaspipelines zu stärken. Wien unterstützt nicht nur das Projekt Nord Stream 2, sondern auch die Verlängerung der russischen Gaspipeline Turk Stream nach Europa. Kneissl verwies auf die Bedeutung Baumgartens in dem Zusammenhang. In Moskau sind ihr für die Gasdiplomatie weitere Sympathiepunkte gewiss. (André Ballin aus Moskau, 11.3.2019)