Innsbruck/Wien – Die Lebewesen auf und in der Erde sind voneinander unabhängiger als man bisher annahm, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. In kalten und trockenen Gebieten wächst die unterirdische Artenvielfalt zwar mit der Pflanzendiversität darüber, doch in hochproduktiven warmen und feuchten Ökosystemen ist sie vor allem an die Chemie gebunden, heißt es in der Studie im Fachjournal "Pnas".

Die Wissenschafter um Manuel Delgado-Baquerizo von der University of Colorado untersuchten 16 Boden-Chronosequenzen weltweit. Dabei analysierten sie die Vielfalt an Bakterien, Pilzen, Einzellern und wirbellosen Tieren anhand von DNA-Proben, charakterisierten die Pflanzenwelt darüber und bestimmten die chemischen Eigenschaften der bis zu Millionen Jahre alten Böden.

Chronosequenz aus Tirol

Eine solche Chronosequenz – allerdings nicht mit solch einem Methusalem-Alter – stammt aus dem Rotmoostal in Tirol, erklärten die an der Studie beteiligten Wissenschafter Sigrid Neuhauser und Martin Kirchmair von der Universität Innsbruck. Dort handelt es sich um eine kühlere Region, wo die Diversität der Bodenlebewesen mit zunehmendem Pflanzenbewuchs steigt.

In anderen Regionen, wo die Flora durch besonders wachstumsfördernde Bedingungen sehr produktiv ist, hängt der Reichtum an unterirdischen Würmern, Insekten, Pilzen und Mikroben aber vor allem davon ab, wie sauer der Boden ist, berichten sie. Mit fortschreitender Bodenentwicklung (Podogenese) nimmt der Artenreichtum im Boden dort in der Regel ab. Entgegen früherer Annahmen sei der Artenreichtum über dem Boden auch direkt an die unterirdische Vielfalt gekoppelt. (APA, 12.3.2019)