Die Zusammenlegung von Post und DHL in Österreich ist für 2020 geplant.

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Wien – Die Österreichische Post hat einen Konkurrenten weniger und dafür einen Partner mehr: Sie übernimmt im Lauf des Jahres 2020 den Großteil des Zustellgeschäfts der deutschen DHL in Österreich. "Weiters ist vorgesehen, Mitarbeiter und einen Großteil der betroffenen Logistikstandorte zu übernehmen", gab das teilstaatliche Unternehmen am Dienstag bekannt.

Voraussetzung ist grünes Licht der Wettbewerbsbehörden in Österreich und Deutschland. Kommt es dazu, würde die Post künftig drei von vier Paketen in Österreich befördern. Denn die Post alleine hält laut "Branchenradar" 47 Prozent am Paketmarkt, DHL Paket als Nummer zwei kommt auf 27 Prozent.

Behörde will genau prüfen

Der Deal könnte sich als kartellrechtlich problematisch erweisen. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) wird anlässlich der geplanten Übernahme den österreichischen Paketmarkt genau prüfen, sagte BWB-Chef Theodor Thanner am Dienstag der APA. Grund seien die hohen Marktanteile.

"Wir rechnen damit, dass das die Woche offiziell eingereicht wird", sagte Thanner. "Unterlagen haben wir keine schriftlichen, daher werden wir einmal die Fusionsanmeldung abwarten und dann intensiv prüfen und analysieren." Den Einstieg des Internethändlers Amazon in das Zustellgeschäft im Großraum Wien mit einem Verteilzentrum in Großebersdorf will die Behörde ebenfalls berücksichtigen.

Grundsätzlich wird im Kartellrecht in Österreich ab 30 Prozent Marktanteil von einer marktbeherrschenden Stellung ausgegangen. In der Vergangenheit hat die BWB bei Zusammenschlüssen mit hohen Marktanteilen Marktbefragungen durchgeführt. Das wird laut Thanner auch in diesem Fall erwogen. Im Regelfall hat die BWB vier bis sechs Wochen Zeit für die Fusionskontrolle, besonders heikle Fällen landen vor dem Kartellgericht.

Konkurrenz hätte die Post künftig noch durch Hermes, das 2018 knapp zwölf Prozent der Pakete beförderte, DPD (zehn Prozent) und Amazon. Der US-Digitalriese ist erst Ende 2018 in den heimischen Markt eingestiegen. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr spricht "Branchenradar" Amazon einen Marktanteil von zwei Prozent zu, wobei das Unternehmen vorerst auf Wien konzentriert ist.

Wachsender Kuchen

Der Kuchen, um den es geht, ist groß und wächst dank des Internethandels rasant. Im Geschäftskundensegment stieg das Volumen 2018 um 2,1 Prozent auf 95 Millionen Stück, im Konsumentengeschäft sogar um 14,6 Prozent auf fast 133 Millionen. Die Retouren legten um 16 Prozent auf 28 Millionen zu. Wie wichtig das Geschäftsfeld für die Post ist, zeigen die Prognosen: Die Zahl der von der Post (ohne DHL) ausgelieferten Pakete soll von 108 Millionen im Jahr 2018 bis 2022 auf 150 Millionen zulegen.

Auch im Jahr 2018 bescherte der Paketdienst der Post die schwarzen Zahlen: Das Wachstum im Paketgeschäft von 11,5 Prozent auf 552 Millionen Euro glich dabei den Rückgang im Briefgeschäft von 2,5 Prozent auf 1,412 Milliarden Euro aus.

Die DHL-Mutter Deutsche Post sprach jedenfalls am Dienstag von einer "langfristigen Partnerschaft zur Forcierung des Paketgeschäfts". Weitere Kooperationsmöglichkeiten im E-Commerce würden geprüft. Zudem betonten die Deutschen: "Die Vereinbarung hat keinerlei Auswirkung auf die Aktivitäten von Deutsche Post DHL Group im internationalen Expressgeschäft, beim Frachttransport und bei Supply-Chain-Lösungen in Österreich."

Kürzere Laufzeiten für Kunden

Die Paketzusteller erhoffen sich von der Kooperation, "gemeinsam das Potenzial im wachsenden grenzübergreifenden E-Commerce-Geschäft auszuschöpfen"; sie "verbindet die Stärken der beiden Unternehmen in ihren jeweiligen Zustellnetzen", erklärte die Post AG. Wobei: Amazons Einstieg in die Paketzustellung in Österreich dürfte den Druck auf Post und DHL zuletzt deutlich erhöht haben. Für Kunden soll der Deal nach Angaben der Unternehmen zu kurzen Laufzeiten bei ein- und ausgehenden Sendungen führen.

Der Erste-Group-Analyst Christoph Schultes meinte zu Jahresbeginn, Amazons Markteintritt könnte dazu führen, dass DHL mittelfristig drei Millionen Pakete weniger ausliefern wird. Für die Deutschen werde es unter diesen Umständen "schwierig, wenn nicht sogar unmöglich", profitabel zu werden. Das könne wiederum zu einer Wiederaufnahme der Partnerschaft mit der Österreichischen Post führen, vermutete der Wertpapierexperte bereits im Jänner.

Mehr Pakete bis 2022

Spätestens 2022 will die Post bereits 150 Millionen Pakete pro Jahr ausliefern. "Mit dieser Kooperation wird ein wichtiger Schritt gesetzt, dieses Ziel bereits früher zu erreichen", sagt Post-Chef Georg Pölzl. Ihm ist damit nach dem Rückschlag bei der Suche nach einem Finanzpartner als Ersatz für die Bawag und der Aufregung über die Datensammlung durch die Post nun ein Coup gelungen.

Zur Vorschau für heuer meinte er: "Der stabile Ausblick für das operative Ergebnis der Österreichischen Post im Jahr 2019 bleibt vor dem Hintergrund steigender Paketmengen, aber auch steigender Investitions- und Integrationskosten unverändert." (APA, red, 12.3.2019)