Gut ein viertel der befragten Unternehmen im Tourismus beschäftigen Flüchtlinge.

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Wien – Geht es nach einer aktuellen Studie, wird der Fachkräftemangel für den österreichischen Mittelstand immer bedrohlicher und dämpft das Wachstum massiv. Für die heimischen Unternehmen sind Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern aktuell bei Weitem das größte Risiko – und eines, das sich immer weiter verschärft, so sehen es zumindest die Unternehmen selbst.

Für die Studie "Fachkräftemangel im österreichischen Mittelstand" hat das Prüfungs- und Beratungsorganisation EY österreichweit 900 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern befragt. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil jener Unternehmen, die den Fachkräftemangel als Gefahr für ihre Entwicklung sehen, von 59 auf 69 Prozent. Der Anteil der Betriebe, die laut eigener Aussage große Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften haben, liegt seit 2018 bei 30 Prozent – 2015 waren es noch 15 Prozent. Weitere 53 Prozent geben an, dass ihnen die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern "eher schwer" fällt.

Zuwachs

Dabei plant fast ein Drittel, im ersten Halbjahr 2019 ihre Belegschaft aufzustocken – im Jänner 2018 waren es 35 Prozent. In Wien geben sogar 45 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Mitarbeiterzahl steigen wird. Österreichweit gehen lediglich sechs Prozent davon aus, dass ihre Mitarbeiterzahl sinken wird. "Die Wirtschaft boomt weiterhin, die Konsumbereitschaft ist groß, und die österreichischen Unternehmen haben volle Auftragsbücher. Die Zeichen für 2019 stehen wie auch 2018 auf Wachstum", so Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich.

Gerade kleinere Unternehmen, die mit bekannteren börsennotierten Unternehmen um Arbeitskräfte buhlen, könnten Stellen oft nur mühsam oder gar nicht besetzen, heißt es. Der leergefegte Arbeitsmarkt mache nicht nur den Personalabteilungen zu schaffen – er koste die Unternehmen auch viel Geld. Vier von zehn Unternehmen beklagen Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels. Besonders gravierend sei das Problem in der Immobilienbranche und im Bereich Transport und Verkehr.

Jeder fünfte Betrieb beschäftigt Flüchtlinge

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Knapp ein Fünftel der befragten Unternehmen beschäftigt asylberechtigte Flüchtlinge (weitere 42 Prozent würden Flüchtlinge beschäftigen). In Vorarlberg sind es sogar 44 Prozent, gefolgt von Tirol (22 Prozent), Oberösterreich (21) sowie Wien und Salzburg (je 20), wo rund jedes fünfte Unternehmen Flüchtlinge zu seinen Beschäftigten zählt. Nur in sieben Prozent der steirischen und elf Prozent der Kärntner Betriebe arbeiten Flüchtlinge.

Nach Branchen liegen hier der Gesundheitsbereich und der Tourismus vorne. In Ersterem beschäftigt knapp ein Drittel der Mittelständler (32 Prozent) Flüchtlinge, im Tourismus ist es ein Viertel (26 Prozent). "Dementsprechend befürwortet auch eine große Mehrheit der mittelständischen Betriebe Lehrstellen für Asylwerber: 52 Prozent sagen ja, 25 eher ja. Ebenso positiv gesehen wird ein Bleiberecht für Asylweber mit Lehrstellen – insgesamt 70 Prozent stimmen diesem zu", so Lehner. Als größte Hürden für die Einstellung von Flüchtlingen sehen die Unternehmen nicht überraschend mangelnde Deutschkenntnisse (80 Prozent), die unklare Rechtslage während laufender Asylverfahren (54 Prozent), mangelnde Qualifikationen (49 Prozent) und fehlende Planungssicherheit (47 Prozent). (red, 12.3.2019)