Graz – Ein Grazer Rechtsanwalt ist am Dienstag im Straflandesgericht selbst auf der Anklagebank gesessen. Ihm wurde sexueller Missbrauch einer Minderjährigen vorgeworfen, weil er eine angeblich erst 17-jährige Prostituierte zu sich bestellt hatte. Laut Verteidiger bestehen aber Zweifel am tatsächlichen Alter des Opfers, das selbst schon verschiedene Angaben dazu gemacht haben soll.

Nach Ausführungen der Staatsanwältin hatte der Rechtsanwalt im Juli vergangenen Jahres Sex mit einer 17-Jährigen. Für diverse Dienstleistungen bezahlte er der jungen Nigerianerin 40 Euro. Über ein abgehörtes Telefon soll die Sache aufgeflogen sein und der Jurist sah sich plötzlich mit einer Anklage wegen sexuellen Missbrauchs konfrontiert.

"Aussehen einer erwachsenen Frau"

Sein Verteidiger Wolfgang Vacarescu legte sehr ausführlich dar, dass es Zweifel am tatsächlichen Alter der Frau gebe. Laut Gutachten kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau zum Tatzeitpunkt schon 18 Jahre alt war. "Das Opfer hat das Aussehen einer erwachsenen Frau", betonte der Anwalt.

Die Frau arbeitete in steirischen Bordellen "und das ist unter 19 Jahren nicht erlaubt", führte der Verteidiger als Argument an. Außerdem soll sie unterschiedliche Aussagen zu ihrer Flucht nach Europa gemacht haben und ihr Alter auch schon mit 21 angegeben haben, erklärte Vacarescu. Letztlich würde "nicht einmal ihre Identität feststehen, wir haben keinen Pass oder so", betonte er.

Dann beantragte er den Ausschluss der Öffentlichkeit, was von Richter Stefan Koller auch bewilligt wurde. Am Nachmittag wurde der Anwalt nicht rechtskräftig zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt. (APA, 12.3.2019)