Peking – In China werden angesichts der niedrigen Geburtenrate die Rufe nach einer Abkehr von umstrittenen staatlichen Vorgaben zur Familienplanung lauter. "Eine anhaltende Kontrolle der Geburtenhäufigkeit wird unweigerlich dazu führen, dass es noch schwieriger wird, das tief verwurzelte Bevölkerungsproblem zu lösen", sagte etwa der Delegierte des Nationalen Volkskongresses, Li Bingji, am Dienstag.

Die Entwicklung der Bevölkerung müsse in den kommenden vier Jahrzehnten oberste Priorität für das Land haben. Auch andere Delegierte forderten dazu auf, die Situation zu verbessern – etwa durch bessere Gesundheitsleistungen, Steuervergünstigungen und mehr kostenlose öffentliche Bildung. Auch eine völlige Abkehr von der Geburtenkontrolle wurde gefordert.

Ein-Kind-Politik seit 1978

Seit 1978 hatte die Regierung des damals bitterarmen Landes eine Ein-Kind-Politik propagiert. 2016 erfolgte ein erstes vorsichtiges Abweichen von dieser Doktrin, wodurch auch ein zweites Kind erlaubt wurde. Die Zahl der Lebendgeborenen fiel 2018 dennoch auf durchschnittlich 10,94 je 1.000 Einwohner, was weniger als einem Drittel des Wertes von 1949 entspricht. Im Schnitt bekommt eine Mutter 1,6 Kinder, während es 1970 noch 5,18 waren. Weltweit liegt der Schnitt bei 2,45.

Experten sagen voraus, dass das bevölkerungsreichste Land der Welt 2029 mit 1,4 Milliarden seine höchste Einwohnerzahl erreichen wird. Bis 2050 soll sie dann aber um 200 Millionen sinken. "China hat sich selbst eine tödliche demografische Falle gestellt", sagte der Chef des amerikanischen Population Research Institute, Steven Mosher. Das werde das Wirtschaftswachstum drücken. (APA/Reuters, 12.3.2019)