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Nach einer Brandattacke gegen einen Polizeiposten beim Jerusalemer Tempelberg kam es zu festnahmen.

Foto: REUTERS/Ammar Awad

Nach tagelanger Anspannung im Streit um einen Gebetsbereich ist die Lage auf dem Tempelberg in Jerusalem am Dienstagnachmittag kurzzeitig eskaliert: Gewaltbereite Muslime warfen einen Brandsatz auf den dort installierte israelische Polizeiposten, Videos in sozialen Netzwerken zeigten schwarzen Rauch, der aus einem Fenster aufstieg. Als Reaktion räumte die israelische Polizei nach eigenen Angaben den Tempelberg und schloss die Zugänge.

Kameraaufnahmen zeigten, dass es dabei zu Handgreiflichkeiten zwischen Sicherheitsbeamten und Muslimen kam. Drei Verdächtige wurden festgenommen und zum Verhör gebracht. Israelische Onlinemedien berichteten, dass auch das Damaskustor abgeriegelt wurde – jener Eingang zur Jerusalemer Altstadt, der in das muslimische Viertel führt und vor allem von Muslimen genutzt wird.

Angespannte Lage

Schon seit Tagen ist die Lage rund um den Tempelberg angespannt: Grund dafür ist der 2003 von Israel verriegelte Bereich Bab al-Rahma, auch "Goldenes Tor" oder "Tor des Erbarmens" genannt, den muslimische Aktivisten vor kurzem gestürmt hatten und seither besetzt halten. Gebetsteppiche wurden ausgelegt, auch ein Imam wurde Berichten zufolge für den Bereich benannt. Israel hatte diesen vor mehr als 15 Jahren geschlossen, da die Organisation, die ihn verwaltete, Verbindungen zur Terrororganisation Hamas gehabt haben soll. Die Waqf-Stiftung argumentiert heute, dass es die Organisation längst nicht mehr gebe und deren Mitglieder verhaftet worden seien.

Zuletzt kam es Medienberichten zufolge zu Treffen hochrangiger Vertreter aus Israel und Jordanien: In den Gesprächen soll Jordanien angeboten haben, den Bereich für notwendige Renovierungsarbeiten langfristig zu schließen. Israel verlangt aber, dass der Bereich bereits vor den Bauarbeiten geschlossen werden soll – um so Autorität zu demonstrieren. Israel ist für die Sicherheit auf dem Tempelberg zuständig, die jordanisch-muslimische Stiftung Waqf verwaltet das Heiligtum.

Historischer Ort

Heute befinden sich auf dem Bergplateau die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, einst stand hier aber der jüdische Tempel, der im Jahr 70 nach Christus durch die Römer zerstört wurde. Radikale jüdische Gruppen fordern heute, dort wieder einen jüdischen Tempel zu errichten. Immer wieder besuchen sie unter Polizeischutz den Tempelberg und versuchen, dort zu beten – obwohl der Status quo vorsieht, dass nur Muslime dort beten dürfen.

Der Tempelberg zählt zu den heikelsten religiösen Orten der Welt. Bereits kleine Vorfälle können zu Konflikten führen. Vor wenigen Tagen erregte ein israelischer Polizeibeamter die Gemüter, als er mit Schuhen den umstrittenen, mit Gebetsteppichen ausgelegten Bereich betreten hatte. Im Islam müssen Schuhe am Eingang von Gebetsbereichen abgestellt werden – alles andere wird als Affront betrachtet. Der Status quo ist fragil: Als Israel nach einem Attentat im Sommer 2017 Metalldetektoren an den Eingängen aufstellte, kam es zu tagelangen schweren Unruhen. (Lissy Kaufmann, 12.3.2019)