Die Ziele des Pilotprojekts sind, Schülerinnen und Schüler gezielt zu stärken, Pädagogen im Umgang mit den Problemen der Jugendlichen zu unterstützen und die Eltern als Partner miteinzubeziehen.

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Wien – Die großen Herausforderungen an Brennpunktschulen – wie Gewalt, Mobbing, Diskriminierung oder Integrationsprobleme – veranlassen die Stadt Wien zu einem neuen Pilotprojekt: Im Präventionsprogramm "Respekt: Gemeinsam Stärker" sollen Schüler in einem sicheren Rahmen über ihre Konflikte und Erfahrungen mit religiösen oder sozialen Abwertungen sprechen. Die Themen sollen dann kreativ in Form von Kurzfilmen, Theaterstücken oder Poetry-Slams aufgegriffen werden. Auch Lehrkräfte und Eltern werden in das Programm, das von Integrationsexperte Kenan Güngör erarbeitet wird, eingebunden. Ziel ist ein Leitbild für ein gutes Miteinander.

Der Start erfolgt 2019/20 an fünf bis zehn Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen. 1,2 Millionen Euro sind budgetiert. Von Erfahrungen aus dem Pilotprojekt soll später das gesamte Wiener Pflichtschulsystem profitieren.

Langfristiges Vorhaben

"Schule ist ein ganz wichtiger Ort für Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder", betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der das Programm zusammen mit der Grünen-Spitzenkandidatin und künftigen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein vorstellte. Er versicherte, dass es sich bei dem Projekt um keinen weiteren Workshop handle, sondern vielmehr um ein langfristiges Vorhaben.

Die Ziele sind, Mädchen und Burschen gezielt zu stärken, Pädagogen im Umgang mit den Problemen der Jugendlichen zu unterstützen und die Eltern als Partner miteinzubeziehen. "Wir wollen genau dort hinschauen, wo es manchmal wehtut: Dorthin, wo es Spannungen, Diskriminierungen und Abwertungen im sozialen oder religiösen Bereich, bei den Geschlechterrollen oder woanders gibt", umriss Hebein.

Fokus auf zehn- bis 17-jährige Schüler

Konkret richtet sich das Präventionsprogramm an zehn- bis 17-jährige Schüler. Zunächst soll ihnen in einem sogenannten "Safe Space" die Möglichkeit gegeben werden, um über ihre Probleme, Herausforderungen und Erfahrungen zu sprechen, erklärte Integrationsexperte Güngör. In weiterer Folge sollen sich die Jugendlichen mit den Themen kreativ auseinandersetzen. So könnten zum Beispiel neben Kurzfilmen und Theaterstücken auch Podcasts produziert werden.

In weiterer Folge können sich interessierte Schülerinnen und Schüler zu Peer-Promoter und Mediatoren ausbilden lassen. Sie erhalten intensive Trainings und können als Vermittler bei Konflikten unter Schülern auftreten.

Workshops auch für Lehrkräfte und Eltern

Auch die Lehrer und die Eltern sind ein wesentlicher Teil des Projekts. Für die Pädagogen wird es Workshops und Supervisionen geben. Eltern sollen mit Beratungen und Workshops in Themenbereichen wie Geschlechterbilder, gewaltfreie Erziehung oder Unterstützung der Kinder sensibilisiert werden.

In der Pilotphase im kommenden Schuljahr 2019/2020 wird das Projekt an fünf bis zehn Neuen Mittelschulen (NMS) und Polytechnischen Schulen mit hoher beziehungsweise sehr hoher sozialer Herausforderung getestet. Die Testschulen werden nach fachlichen Kriterien ausgewählt, betonte Güngör: "Es geht nicht um die Stigmatisierung." Ziel ist, die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt zu nutzen, um es im gesamten Wiener Pflichtschulsystem umzusetzen. Für das Präventionsprogramm sind 1,2 Millionen Euro veranschlagt. (krud, APA, 12.3.2019)