In dieser Woche soll es um ein Accessoire gehen, dessen Image lange angeschlagen war. Der Brustbeutel galt in der Vergangenheit als ungeliebtes Anhängsel. 13-Jährige schoben ihn verschämt unters T-Shirt ("Mama, so peinlich!"), allein Touristen verloren unter der italienischen Sonne alle Hemmungen. Sie trugen ihn auf Bäuchen und Brüsten vor sich her, der kleine Beutel mit dem integrierten Sichtfenster war schließlich furchtbar praktisch. Meist kam er zu allem Übel nicht allein. Sein Partner in Crime: die Cargohose, die meist wenig schmeichelhaft knapp über das Knie lappte.

Immerhin fiel so das unansehnliche Täschchen, mit dem angehängten Band und einem Fach für "Wertsachen" versehen, weniger ins Gewicht. Es gab damals schließlich wenig Peinlicheres, als einen Brustbeutel um den Hals zu hängen. Er verwandelte seinen Träger schlagartig in ein hilfloses Kindergartenkind.

Wer Brusttasche trägt, hat die Hände frei für weitere Taschen, glaubt auch das Unternehmen Fendi.
Foto: APA/AFP/MIGUEL MEDINA

Mittlerweile aber hat sich der Wind gedreht. Es gibt jetzt Brustbeutel, die nicht mehr unter dem T-Shirt versteckt werden müssen. Zu verdanken ist der modische Siegeszug des hängenden Beutels Designern wie Simon Porte Jacquemus. Dessen bunte Minitaschen aus Leder haben sich in den letzten Saisonen zu einem Bestseller gemausert, im Moment trägt der Franzose sie selbst gern über der Brust. Und das sieht noch nicht einmal dämlich aus.

Der französische Designer Simon Porte Jacquemus verhalf dem Trend mit seinen Brustbeuteln zu einem Comeback.
Das Label Sandqvist schlägt vor, die Handtasche vor der Brust tragen.
Foto: Sandqvist

Das Comeback dieses 1980er-Jahre-Relikts mag damit zu tun haben, dass wir die Hände nur mehr selten frei haben. Wenn das Smartphone von morgens bis abends an den Händen klebt, bedarf es praktischer Transportmöglichkeiten für Kreditkarten, Kleingeld, Tampons.

Deshalb verwundert es auch nicht, dass Firmen wie Fendi oder Burberry Männer und Frauen mit Brustbeuteln behängt über den Laufsteg schicken. Den wahrscheinlich originellsten Beitrag zum Thema lieferte Burberry-Designer Riccardo Tisci. Er hängte den Models Reisepässe und Kartenetuis aus Nylon um. Kostenpunkt des Accessoires für brexitgebeutelte Europäer: 180 Euro.

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Brustbeutel à la Burberry.
Foto: Vianney Le Caer/Invision/AP
Handykette "Joie" von Jour, dem Label der deutschen Bloggerin Jessica Weiss.
Foto: Hersteller

Wer den Brustbeutel für unnötigen Schnickschnack hält und die Sache mit dem Handy trotzdem in den Griff bekommen will, besorgt sich eine Handykette und hängt sich das Smartphone um die Brust. Peinlich? Einfach nur zeitgemäß. (Anne Feldkamp, 14.3.2019)